Rezension
Tindersticks
Falling Down A Mountain
Highlights: Peanuts // Black Smoke // She Rode Me Down
Genre: Folk // Shoegaze // Britpop
Sounds Like: Stuart A. Staples // Bill Callahan // Dakota Suite // The Divine Comedy
VÖ: 22.01.2010
Es muss eine bedrückende Leere gewesen sein, die vor nunmehr sieben Jahren in Proberaum und Studio der Tindersticks herrschte. Denn wenn man ehrlich ist, wurden nach dem interessanten, aufreibenden, vor allem aber guten Debüt die Platten immer flacher, egaler, durchkonzipierter und ergo weniger berauschend. Drum entschlossen sich Stuart Staples und seine Mannen im Jahr 2003, ihr nun zehn Jahre andauerndes Bandprojekt aufzulösen. Und mal ehrlich: so wirklich gestört hat das seinerzeit niemanden mehr.
Dementsprechend war auch die Resonanz, als es vor 2 Jahren hieß, die Tindersticks seien zurück. Was hatte man noch zu erwarten von einer Band, die ihren "Spirit" schon lange verloren hatte? "The Hungry Saw" orientierte sich aber wieder stark an der beeindruckenden Anfangsphase der Band und beeindruckte auf ganzer Linie. Ähnlich ergeht es uns dieser Tage auch mit "Falling Down A Mountain". Ungleich behutsamer zwar als sein Vorgänger, scheint Langspieler Nummer zwei nach Neubeginn aber ebenso wie "The Hungry Saw" vor allem im Überschwang einer neugewonnenen Freiheit entstanden zu sein.
Was zu allererst auffällt, schon im Opener/Titelsong, ist die Präzision, die trotz aller Skurrilität das gesamte, zuweilen wirre, dann wieder bedachte Soundgerüst zu einem letztlich gereiften Klangkonzept zusammenführt. Dabei entfernen sich Staples und seine Mitmusiker gerne mal von der bedrückenden, nachdenklichen Grundstimmung und beweisen, dass die Musik der Tindersticks nicht alleine von der melancholischen Grundhaltung leben muss. Als eines der Highlights versteckt sich, zunächst relativ unscheinbar, der Grower "Peanuts", der mit der großartigen Folksängerin Mary O'Hara eingesungen wurde, deren Musik ihrerseits bereits im Passion-Pit-Song „Sleepyhead“ gesamplet wurde. Und irgendwie schließt sich hier auch der Kreis dieser zeitlosen Platte, die im Übrigen wieder so klingt als wäre sie konzipiert, um den Schubladendenkern dieser Welt Kopfschmerzen zu bereiten. Irgendwo zwischen Britpop, Folk und Shoegaze changiert "Falling Down A Mountain" und beweist erneut, warum die Tindersticks eine der wenigen Bands sind, in deren Zusammenhang selten von einem speziellen Musikstil die Rede ist.
Nicht zu Unrecht äußert Jan Kühnemund auf Zeit Online, er habe das Gefühl, dass die Tindersticks ihre eigene Geschichte wiederholten. Denn auch auf das forsche, verhältnismäßig ungestüme Debüt folgte 1995 mit "Tindersticks 2nd Album" eine bedachtere, ausgetüfteltere Version desselben Klangkosmos. Bleibt zu hoffen, dass das angedeutete Wiederholen der Geschichte nicht in ganzer Konsequenz zu Ende geführt wird und Stuart Staples, zumindest aus dieser Geschichte, gelernt hat.
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