Rezension

The Waterboys

Where The Action Is


Highlights: Out All This Blue
Genre: Classic Rock
Sounds Like: Bon Jovi // Dire Straits // The Police

VÖ: 24.05.2019

Anfang der 80er-Jahre und musikalisch irgendwo zwischen den Talking Heads und The Pogues entstand die schottisch-irische Band The Waterboys um Frontmann Mick Scott. Die Band selbst ist weniger bekannt als ihr Radio-Hit „The Whole Of The Moon“. Ihr selbstbetiteltes Debütalbum von 1983 und „This Is The Sea“ von 1985 sind zwei wunderbare Veröffentlichungen mit einem klasse Mix aus Folk und Post-Punk. Vor zwei Jahren brachte die Band ihre letzte Platte „Out Of All This Blue“ mit unterschiedlichen Einflüssen heraus und erntete dafür sehr gemischte bis negative Kritiken. Auf ihrem neuen Album „Where The Action Is“ wird deutlich weniger experimentiert. Es ist eine Classic-Rock-Platte und ganz selten taucht auch mal ein anderes Element auf. Das Ergebnis ist mehr als ernüchternd und zum Teil sogar sehr grauenvoll.

Das Album beginnt mit dem Titelsong und der ist das Gegenteil vom feinsinnigen Sound der Band der 80er-Jahre. Er verkörpert alle 80s-Heavy-Metal-Hard-Rock-Klischees mit all den furchtbarsten Elementen: stumpfe Gitarrensoli, eine nervige Hammondorgel und ein plumper Text, der mit „Power“ vorgetragen wird. Das Ganze klingt nach breitbeinigen Männern in Lederhosen, Schweißband und langen Haaren. Ein Ohrwurm ist es trotzdem. Leider. Ewig Gestrige nicken hierzu mit dem Kopf und sagen: „Das ist noch richtige, handgemachte Musik.“ Vielleicht ist es auch ironisch gemeint.

Es geht weiter mit einem Song, der nach dem Karrieretiefpunkt von Jon Bon Jovi klingt, aber dann hat das Album eine überraschende Wendung. Der Sound ändert sich. Er klingt immer noch nach 80er-Jahren, aber nicht mehr nach Bon Jovi, sondern nun auch nach den Waterboys – und nach David Bowie. Zumindest ein bisschen. „Out Of All This Blue“ ist, vor allem nach dem Albumstart, ein ganz netter Song mit dem klassischen Waterboys-Sound. Immerhin wird ab hier der Anteil an Klischee-Gitarrenriffs heruntergefahren und durch Pop-Rock- und andere Elemente ersetzt. Wirklich abgewinnen kann man aber auch dem Rest der Scheibe wenig. Füllmaterial gemischt mit ein paar schlimmen Songs. Allen voran ist hier „Take Me There I Will Follow You“ mit seinen Reggae-Elementen zu nennen. Er klingt wie ein furchtbarer Versuch einen The-Police-Song zu imitieren.

Schade! So visionär der Sound der Band einst war, so rückschrittlich wirkt er heute. Hätte eine Dire-Straights-Coverband, die normalerweise Dorffeste spielt, sich daran versucht, ein Album aufzunehmen, würde es so klingen wie dieses Werk – es würde nur nie das Licht der Welt erblicken. The Waterboys dürfen dank ihrer Fans ein solches Album dennoch veröffentlichen und eben diese hiermit enttäuschen. Es wäre schön, wenn sie es gelassen hätten.

Marian Krüger

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