Rezension

The War On Drugs

Slave Ambient


Highlights: Come To The City // Best Night // Black Water Falls
Genre: Folk-Rock // Country // Shoegaze // Psychedelic-Rock
Sounds Like: Kurt Vile // Bob Dylan // Bruce Springsteen // Spacemen 3 // Fleetwood Mac

VÖ: 26.08.2011

“The deeper we dig into modern music, the less our tastes make any real sense”, so die Behauptung.

Ist das so? Befinden wir uns auf dem stetigen Weg hin zum hybriden Musikgenuss? Verehren genauso „Blood On The Tracks“ wie „Neu! ‘75“, welche unterschiedlicher kaum sein könnten und doch als kleinsten, gemeinsamen Nenner dasselbe Veröffentlichungsjahr vorweisen können? Und beeinflusst dies obendrein die zeitgenössische Musik? Macht das wiederum nicht jede Band: Aus Dagewesenem Neues schaffen?

So komisch das klingen mag, The War On Drugs scheinen diese Entwicklung konsequent zu Tage treten zu lassen, blickt man doch auf ein sehr konvergentes Stück Musik, welches erst einmal in seine Bestandteile zerlegt werden will. Außerdem scheint diese Band einen Sinn darin sehen zu wollen, irgendwann als die Quintessenz dessen zu gelten, was sich in Jahrzehnten auf verschiedenen Kontinenten, zu unterschiedlichsten Zeiten musikalisch entwickelt hat, vergleichbar mit einer Art Sampling der eigenen Lieblingsbands.

„Slave Ambient“, das zweite Album der Band aus Philadelphia, bietet sich gerade dazu an, einzelne Quellen der Inspiration herauszufiltern. Americana, Country und eine lange Folk-Rock-Tradition bilden das Gerüst dafür, was ergänzt wird um ein Allstar-Team der psychedelischen Musik und des Pop der 80er. Ob nun Genesis, Pink Floyd, Spacemen 3, New Order alle sind sie irgendwie mit von der Partie.

Große Schnittmengen offenbaren sich mit einem gewissen Kurt Vile (and The Violators), was auch nicht weiter verwunderlich ist, da dieser vor seinem Signing bei Matador ein Teil von The War On Drugs war. Genauer gesagt waren es sogar Kurt Vile und der jetzige Sänger Adam Granduciel, die The War On Drugs 2005 ins Leben riefen, ehe erstgenannter 2008 die Band verließ.

Das Konzept, an welchem Granduciel und seine Band über die letzten vier Jahre ohne Kurt Vile getüftelt haben, geht aber wunderbar auf. Einen Qualitätsverlust erwartet man vergeblich. „Slave Ambient“ ist eine durchweg eingängige und doch undefinierbare sowie rätselhafte Platte, die reich an besonderen Höhepunkten ist. Rätselhaft deswegen, weil man beispielsweise erstaunt in einer teils eno-esken Ambientumgebung versinkt, die durchbrochen wird durch vertraute Klavier- oder Harmonica-Begleitungen und die darüber hinaus ihren Bezug zur Popmusik nicht verliert. All das macht „Slave Ambient“ zu einem angenehm vertrauten Album. Zugleich vermag es die Musik, üben den Dingen zu schweben.

Wahrscheinlich besser als bei Kurt Vile, entsteht hier eine Symbiose aus allen eingangs genannten Quellen. Einen Folk-Song gepaart mit einem derart monotonen Marathonlauf wie der Opener „Best Night“ zu schreiben, ist vielleicht nicht das Neueste, aber dafür ist der Song zu schlicht fett, als dass man ihm seine Existenzberechtigung absprechen mag. Genauso verhält es sich an vielen anderen Stellen.

Es scheint paradox: Dieses Album ist unglaublich homogen, obwohl eigentlich alles für seine Heterogenität spricht. „Slave Ambient“ platzt geradezu an seinem Ideenreichtum, die münden in wunderbaren rockigen und großen Hymnen, die ihre Erdigkeit an keiner Stelle einbüßen. Es ist lange her, seitdem wir ein solch grundsolides Album hören durften.

Achim Schlachter

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