Rezension

The Unwinding Hours

The Unwinding Hours


Highlights: There Are Worse Things Than Being Alone // Peaceful Liquid Shell // Child
Genre: Progressive Pop
Sounds Like: Aereogramme // Elliot Smith // The Twilight Sad

VÖ: 12.02.2010

Aereogramme sind tot, es leben The Unwinding Hours. 2007 lösten sich unter vielfacher Trauerbekundung der alternativen Musikgemeinde die Glasgower Helden auf. Als Grund gab man nicht etwa interne Streitereien oder mangelnde Kreativität an – nein, vor allem finanzieller Natur seien die Probleme der Band gewesen. Umso hellhöriger wurde man, als Sänger Craig B und Gitarrist Iain Cook letztes Jahr verkündeten, es gäbe neues Material: The Unwinding Hours waren geboren. Als kleiner Vorbote stellte man „Knut“ der Fangemeinde zur Verfügung, Jubel allenthalben war die Folge. Nun also ist es soweit, das selbstbetitelte Debüt erscheint und muss sich an den riesigen Erwartungen der getreuen Fangemeinde messen lassen.

Vorweg: Diese wird nicht enttäuscht sein. Es wäre durchaus passend gewesen, Aereogramme von den Toten auferstehen zu lassen und unter bekanntem Namen zu veröffentlichen. Die zehn Stücke des Debüts stellen eine konsequente Fortsetzung der Entwicklung dar, die Aereogramme bis „My Heart Has A Wish That You Would Not Go“ vollzogen hatten. Ebenso weitergeführt wurde der Ansatz, sich von diversen Filmen inspirieren zu lassen, so ist der Bandname eine Referenz an „The Shining“. Die wüsten, lauten Stücke sind dezenten Klängen gewichen, markante Schreie Craig Bs, einstmals Markenzeichen, sucht man auf „The Unwinding Hours“ vergeblich. Noiseanteile und Ausbrüche gibt es, sind allerdings auf ein Minimum zurückgefahren, wie etwa in „Peaceful Liquid Shell“ oder zum Ende des großartigen „There Are Worse Things Than Being Alone“.

Bestimmende Elemente sind nicht mehr Bombast und Pathos, im Mittelpunkt stehen vielmehr wenige Klavier- und Streicherarrangements, unterstützt von zumeist akustischen Gitarren sowie natürlich die helle Stimme des Craig B, dessen Nähe zu Elliot Smith beachtlich ist. Allerdings birgt dies auch eine Gefahr, denn nicht jeder Song vermag den Hörer zu fesseln. „Solstice“ etwa wirkt recht beliebig, es könnte auch ein Cover irgendeines beliebigen Songwriters sein. „Traces“ und „Annie Jane“ überspannen den Bogen bei dem Versuch, glasklarer, heller Folkpop zu sein, deutlich. Überzeugender und einnehmender dagegen ist die düstere Seite der Band. Das schleppend-depressive „Child“ bleibt ebenso in den Gehörgängen stecken wie „The Final Hour“, ein Stück, welches den letzten Demoaufnahmen der Vorgängerband entnommen wurde und am Schluss des Albums den fehlenden brachialen, schmerzhaften Abgesang auf Aereogramme darstellt.

Klaus Porst

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