Rezension

The Strokes

The New Abnormal


Highlights: Brookly Bridge To Chorus // Bad Decisions // At The Door
Genre: Indie-Rock
Sounds Like: The Psychedelic Furs // New Order // Julian Casablancas And The Voidz

VÖ: 10.04.2020

Sieben Jahre sind seit dem letzten Album der Indie-Heroen ins Land gegangen. "Comedown Machine" kam weder bei Fans, noch bei Kritikern gut weg. Wird aus The Strokes eine weitere 2000er-Legende, die alten Ruhm verwaltet, oder macht "The New Abnormal" alles anders?

"Bad Decisions" sampelt ungeniert Billy Idols "Dancing With Myself" aber stimmt die Gitarre auf New Order um, "Eternal Summer" wiederholt diesen Trick mit "The Ghost In You" von den Psychedelic Furs. Das gesamte Album strotzt vor Hommagen an die frühen 80er, ohne das New-Wave-Revival totzureiten. Statt zusammengeklautem Flickenteppich sind die Einflüsse klug ineinander gewebt. Der Spagat zwischen 70er-Jahre-Gittarrenrock und 80er-Jahre-Synthpop und New Wave klingt organisch, gerade weil die Band sich keine Mühe gibt, ihre Einflüsse zu verstecken. Gleichgeblieben ist das leicht arrogante, zynische Songwriting. Casablancas Lyrics demontieren nicht zuletzt sich selbst und seine eigene Band. Inmitten von poppigen Synthesizern fragt Casablancas „And the '80s song, yeah, how did it go?”. Auf At The Door zerlegt er sein Rockstar Image „Struck me like a chord // I’m an ugly boy”. The Strokes waren nie Fans ihres eigenen Erfolgs. "The New Abnormal" bricht damit sowohl musikalisch, als auch inhaltlich.

In den sieben Jahren ohne Studio-Album hat sich die Band voneinander entfernt, nur um besser zusammenzuwachsen, als man ihnen das wohl zugetraut hätte. Julian Casablancas hat seine Experimentierfreude mit The Voidz ausgereizt und sie gemeinsam mit der richtigen Prise Fokus zurück zu den Strokes gebracht. Sein nasaler Gesng leitet den Aufbau der vielen Slow-Jams auf "The New Abnormal". Waren in den frühen 2000ern die schnellen, rotzigen Floorfiller der Indie-Discos das typische Strokes-Terrain, sind es auf "The New Abnormal" zurückhaltende, sich langsam entfaltende Songs, die den Sound der Band definieren. Julian Casablancas dirigiert seine Band dahin, wo er sie haben will, verlangt auf "Ode To The Mets" nach Drums, in "Brooklyn Bridge To Chorus" nach – eben – dem Chorus und kündigt auf "At The Door" mit einem langgezogenen „Struck me like a chord“ den Einsatz der Gitarre an.

Man könnte diese Form der Kommunikation auf eine Platte gepresst kitschig finden, tatsächlich ist es aber ehrlich. Die Strokes sind mit "The New Abnormal" endlich eine Band, die wieder miteinander redet. Diese neue Harmonie bringt die Entwicklungen, die die einzelnen Bandmitglieder zwischen den Studioalben durchgemacht haben gleichberechtigt zusammen. Die Strokes haben sich endgültig von ihrer einengenden Rolle als Speerspitze des 2000er Indie-Rocks und den damit einhergehenden Erwartungen an ihren Sound befreit und eine musikalisch vielfältige Platte aufgenommen, die zum entdecken einlädt und immer neue Feinheiten offenbart. "The New Abnormal" hat kein "Last Nite" – braucht es auch nicht.

Robin Jaede

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