Rezension

The Slow Show

White Water


Highlights: Dresden // Bloodline // Paint You Like A Rose // God Only Knows
Genre: Indie
Sounds Like: The National // Lambchop // Tindersticks // American Music Club

VÖ: 06.03.2015

Darf eine Band einer anderen extremst ähneln und trotzdem mehr sein als eine bloße Kopie? Diese Frage beschäftigt Musikkritiker immer mal wieder und im Fall von The Slow Show wird die Debatte darüber wohl noch heißer als sonst geführt werden. Lautet die Antwort nämlich „Nein“ haben die Newcomer aus Manchester richtig verschissen. Der Sound klingt nach The National, die Instrumentierung (vor allen Dingen die Bläser!) klingt nach The National, die markante Stimme erinnert an The National...Teufel, The Slow Show sind nach einem verdammten Song von The National benannt! Warum eigentlich überhaupt noch drüber diskutieren?

Das „Problem“ ist, dass die Songs auf „White Water“ einfach allesamt über jeglichen Zweifel erhaben sind. Sämtlichen elf Stücken wohnt eine so erdrückende Schönheit inne, dass es selbst dem größten Skeptiker sehr schwer fallen dürfte, den mahnenden Zeigefinger zu heben. The Slow Show schaffen es auf ihrem Debüt immer wieder, große Momente zu erzeugen und das gelingt bekanntlich den wenigsten Bands. Das kann ein unglaublicher Refrain sein („Dresden“), eine Gänsehaut erzeugende Steigerung („Bloodline“), ein wunderschöner Duettgesang („Paint You Like A Rose“) oder ein perfekter Abschluss („God Only Knows“). Jeder Song hat irgendetwas ganz Spezielles, was ihn besonders macht.

Vor allem ragt aber natürlich die Stimme von Sänger Rob Goodwin heraus. Bewusst in den Vordergrund gemixt, croont der Mann sich über die Dauer des Albums in wirklich jedes Herz. Wobei „Mann“ etwas übertrieben ist, denn Goodwin ist gerade einmal zarte 22 Jahre und in dem Alter darf man eigentlich so noch gar nicht klingen. Die Lyrics, die sich vornehmlich mit Liebe und deren großen Wirren beschäftigen, passen dazu natürlich wie die Faust aufs Auge. Aber hey, auch wenn es ein wenig klischeehaft ist – wenn schon über das wichtigste Thema überhaupt gesungen wird, dann doch bitte in diesem Timbre.

Wenn es noch einen Beweis brauchte, dass die Ausgangsfrage positiv zu beantworten ist, dann liegt er nun mit „White Water“ vor. The Slow Show machen mit ihrem ersten Album schlicht und ergreifend wenig bis nichts falsch und es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis sich das auch in einem größeren Erfolg auszahlt. Auf eine Parallele mehr oder weniger zu The National kommt es dann auch nicht mehr an.

Benjamin Köhler

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Video zu "Dresden"
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