Rezension

The Shins

Heartworms


Highlights: Rubber Ballz // Half A Million // So Now What
Genre: Indierock
Sounds Like: Band Of Horses // Grandaddy // The Decemberists // Weezer

VÖ: 10.03.2017

Musik zu veröffentlichen hat heute, wenn die sie Erschaffenden sich für größere Marktmechanismen entscheiden, nicht mehr viel mit der Unmittelbarkeit und Direktheit zutun, die Musik oft zu so etwas Persönlichem und Wunderbarem machen. Die musikalischen Momente, die durch die Künstler*innen erschaffen wurden, sind oft schon ewig her, und zu dem Zeitpunkt, wo sie dann für andere Menschen zugänglich sind, womöglich bereits schwierig reproduzierbar. „Heartworms“, das neue, fünfte Album der Shins – James Mercer und von ihm erwählte Mitstreiter*innen – ist eigentlich schon ewig fertig. Es wurde nur extra jetzt erst veröffentlicht, um einen größtmöglichen finanziellen Erfolg damit zu haben. Um möglichst hohe Positionen in den Line-ups der genauso renommierten wie (mittlerweile) räudigen Coachella-Festivals in Kalifornien im April zu bekommen. Was nicht geklappt hat, die Shins spielen da jetzt gar nicht. Schade.

Aber vielleicht auch ganz gut so. Denn eigentlich gehören die Shins da nicht hin. Die Shins sind, klar, eine Band mit einem Appeal für so viele Ohren wie möglich, aber das sind sie dadurch, dass sie immer kleine, wunderbare Momente erschaffen haben, mit ihrer ganz eigenen Leidenschaft und mit großartigen Melodien. Wer erinnert sich nicht an die „New Slang“-Szene in Garden State? Natalie Portman setzt Zach Braff die Kopfhörer auf und zeigt ihm den Song. Im Prinzip der Signature-Move der Band.

Zu all diesem Schmu und Veröffentlichungszauber passen die Shins eigentlich nicht, es passt nicht zu den Momenten. Darüber lässt sich jetzt viel auslassen, aber vielleicht ist ja „Heartworms“ trotzdem richtig gut, und das ganze Brimborium darum wurscht. Ist leider aber nicht so. Die Platte entfaltet nicht die übliche Magie, fällt im Vergleich zur Vorgängerplatte „Port Of Morrow“ noch weiter ab. Die Shins sind jetzt eher perfekt produziert als verspielt, eher berechenbar als überraschend. Klar, der Opener „Name For You“ ist etwa ein ganz guter Popsong, wenn man die vier Alben davor kennt, aber nicht überraschend, sondern eher eine Essenz der unspannenderen Songs. „Painting A Hole“ ist von Harmonien und Sound her fast schon anstrengend schrubbelig. Wirkliche Fahrt nimmt die Platte erst mit „Cherry Hearts“ auf, gut zum Mitwippen, aber zu übertrieben bouncy.

Das dezent verspielte Harmonische, was die Shins immer ausgemacht hat, es ist hier nicht mehr so gekonnt auf den Punkt gebracht. Irgendwie sind die Dinge aus der Balance geraten, es gibt immer ein wenig zu viel eines typischen Elements, nie eine Ausgewogenheit aller. Lediglich „Rubber Ballz“ und „Half A Million“ stechen heraus, hier kommen die alten Stärken klar und elegant eingesetzt zur Geltung. „So Now What“ bringt das Problem der Platte vielleicht auf den Punkt. Im Ansatz eigentlich ganz gut, aber ein bisschen drüber. Die gute alte Heimeligkeit ist verlorengegangen.

Und deswegen ist es auch vielleicht ganz gut, dass die Shins keinen Riesenslot beim Coachella bekommen haben. Denn auch live sind sie viel besser auf den kleineren, persönlicheren Bühnen. Hier können sie noch ihre wahre, unmittelbare Magie entfalten. Wenn sie die alten Songs spielen. Die neuen werden mitunter gute Lückenfüller sein, aber keine Highlights in den Sets darstellen.

Daniel Waldhuber

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