Rezension

The Raconteurs

Help Us Stranger


Highlights: Bored And Razed // Sunday Driver // What's Yours Is Mine
Genre: Garage-Rock
Sounds Like: Jack White // The White Stripes // Brendan Benson

VÖ: 21.06.2019

Jack White macht das Album-Tripel rund: Nachdem The Dead Weather und Whites Solo-Karriere 2015 und 2018 ihr jeweils drittes Album veröffentlichten, mussten Fans der Raconteurs am längsten auf eine neue Platte warten. 2008 erschien zuletzt "Consolers Of The Lonely", das den intuitiv rausgeschüttelten Retro-Pop-Garagenrock des Debüts "Broken Boy Soldiers" reifen ließ, aufpumpte und in die richtige Richtung weiterdachte. Es folgten elf Jahre fast ungebrochener Stille um die Supergroup – bis jetzt. Bei so viel angestauter Erwartung geht "Help Us Stranger" dann doch sicher mindestens so direkt in die Vollen wie einst das Debüt mit "Steady As She Goes". Oder?

Weit gefehlt. Der Opener "Bored And Razed" schleicht sich mit einem unscheinbaren Gitarrenlick stattdessen geradezu an, sammelt unterwegs Patrick Keeler (The Afghan Whigs) am Schlagzeug und Jack Lawrence (The Dead Weather) am Bass ein, explodiert dann aber natürlich doch noch in ein krachiges Garagen-Riff. Jack White feuert seinen überdrehten Strophengesang drauf, den jauchzenden Refrain veredelt Co-Frontmann Brendan Benson mit Harmonien, ab der zweiten Strophe quietscht Whites Gitarre überall dazwischen. Als Raconteurs-Fan ist man da eigentlich schon happy – und es geht ja gerade erst los.

Es folgen, unter anderem: euphorisch-optimistischer Akustik-Rock in "Help Me Stranger", die nachdenkliche Benson-Ballade "Only Child", das groovende Donovan-Cover "Hey Gyp (Dig The Slowness)", mit "Shine The Light On Me" eine fantasievoll imaginierte Zusammenarbeit zwischen den Beatles und Queen sowie trippiger Riffrock in "What's Yours Is Mine". Eines der wichtigsten Merkmale der beiden Vorgänger-Alben war das Vermeiden allzu offensichtlicher Wiederholung und an dieses Mantra hält sich auch "Help Us Stranger". Es gilt: Jeder Song anders und jeder Song anders gut.

Allerdings braucht es ein paar Durchläufe, bis sich die Unterschiede und Qualitäten voll rausschälen. Dem schrammeligen "Live A Lie" etwa fehlt der direkte Hook ins Hirn, auch schlagen Tracks wie das punkige "Don't Bother Me" teils wilde Haken und ketten Riffs und Motive aneinander, die zunächst inkompatibel scheinen – eine Strategie, die Jack White auch in anderen Projekten gern verfolgt. Aber sie scheinen eben nur so: Spätestens beim dritten Durchlauf erschließen sich auch die abseitigeren Ideen von "Help Us Stranger". Und dann gibt es an der späten, aber umso spielfreudigeren Rückkehr des zugleich konventionellsten und kreativsten White-Projekts überhaupt nichts mehr auszusetzen.

David Albus

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The Raconteurs – "Help Me Stranger (Official)"

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