Rezension

The Prodigy

Invaders Must Die


Highlights: Thunder // Omen // Take Me To The Hospital // Run With The Wolves
Genre: Techno
Sounds Like: Justice // Scooter // Chemical Brothers

VÖ: 20.02.2009

Fünf Minuten Intro - betitelt mit dem Namen des Albums - machen sehr schnell deutlich, wohin es im Jahre 2009 für The Prodigy geht: „We Are The Prodigy.“. Wieder zurück. Alles auf Anfang. Auf Anfang bis Mitte der 90er Jahre zu den Bauarbeiterwesten, schrillen, lauten Technotönen, deren Mehrzahl nur ein sehr spezielles Publikum ansprachen. Zu den wenigen Ausnahmen, die wirklich jeder – vom Metalfan über Rockhörer bis zum Technofreak - hören konnte, gehörten damals Alben wie „Experience“, „Music For The Jilted Generation“ und das Überalbum „The Fat Of The Land“. Damals absolut innovativ, aber heute? 2004 ging der erste Versuch, den unverkennbaren Sound der Band ins neue Jahrtausend zu tragen, gründlich schief. Nun, fünf Jahre später, der zweite Versuch.

Vielleicht liegt es daran, dass The Prodigy nun im Gegensatz zu 2004 wieder (fast) komplett in Originalbesetzung zusammen musizieren, vielleicht wollen die Herren es mit knapp 40 aber einfach nochmal so richtig krachen lassen – jedenfalls ballert und dröhnt es auf „Invaders Must Die“ wieder wie zu besten Zeiten. Da ist das kaputt aufgedrehte „Omen“ mit völlig irrem Xylophonzwischenspiel oder „Thunder“, das kurz mit "was für ein Brett?" umschrieben werden kann. Dumpfes Bassgrollen, reggaeartiger Gesang und dann genau das, was man erwartet, fettester Bass, schnelle Beats und die hundertprozentige Garantie, dass jeder, der irgendwie auf zwei Beinen stehen kann, dazu abgeht, als gäbe es kein Morgen. Dabei ist das erst Lied Nummer drei. Pausen gibt es nicht, das breakbeatlastige „Colours“ macht ähnlich weiter.

„Take Me To The Hospital“ startet wiederum mit fiesesten 90er-Jahre-Synthies begleitet von hochgepitchtem Gesang, um ab der Mitte komplett in Umbruch zu geraten und zu einem dieser Prodigy-Tanzflächen-Monster zu werden. „Warriors Dance“ übertreibt es dagegen ein wenig. Instrumental zwar gewohnt stark, aber die Methode, Frauenstimmen extrem verkünstelt hochzudrehen, hat schon so manchen qualitativ eigentlich hochwertigen Technotrack kaputt gemacht.

„Run With The Wolves“ wirkt wie eine sich immer weiter steigernde Geschwindigkeitsautofahrt. Immer schneller treiben die gitarrenartigen Beats das Stück voran, unterstützt von markanten Schlagzeugparts, hier, wie auf dem restlichen Album übrigens von Dave Grohl. Zum Abschluss schmeißt einen die Band dann doch etwas sehr entspannt aus dem Album: „Stand Up“, bläserverhangener Reggae, gemixt mit diversen elektronischen Elementen . „Invaders Must Die“ ist zwar kein zweites „Fat Of The Land“ und für einige mag die Zeit des Techno in dieser Form lange vorbei sein, aber The Prodigy zeigen noch einmal, warum sie zurecht Fans in völlig unterschiedlichen Genres gewonnen haben und zu den größten und einflussreichsten Elektronikacts der letzten zwanzig Jahre gehören.

Klaus Porst

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