Rezension

The Picturebooks

List Of People To Kill


Highlights: List Of People To Kill // Prince Traffic Light // Les Chat Noir
Genre: Noiserock // Punk // Rock
Sounds Like: The Eighties Matchbox B-Line Disaster // Pixies // The Jesus Lizard // The Strokes

VÖ: 24.04.2009

Du hast es ja schon immer gewusst: Die Typen, die im Mathegrundkurs stets in der letzten Reihe saßen, würden mal 'ne Band gründen. Genau diese Assis, die immer zur Schule kamen, verwaschene Shirts von Bands tragend, die sonst kein Schwein kannte – Lightning Bolt oder sowas. Die für die Streber aus der ersten Reihe immer nur Papierkügelchen übrig hatten – Lieferung per Luftpost.

Nur ab und zu, wenn der Lehrer wieder eine dieser Fragen raushaute, bei denen außer dem Klassenprimus keiner einen blassen Schimmer hatte, meldete sich einer von den Berüchtigten aus der letzten Reihe – und hatte dann auch noch Recht. Die Klasse staunte, der Lehrer belohnte ihn am Ende des Jahres mit Bemerkungen der Art: „Junge, Du bist ein Chaot, aber nicht dumm – deswegen: bestanden.“

Und jetzt darfst du dir auf die Schulter klopfen. Denn die drei Typen haben jetzt ihre Band. Und sie natürlich ganz unscheinbar The Picturebooks genannt, um dir wieder eins reinzuwürgen. Dass der Bandname einen Song der Kinks würdigt, wusstest du natürlich wieder nicht. Und dann sitzt du da nichtsahnend, während es aus den Boxen knarzt und kratzt, rotzt und drückt. Im Geiste doch Punk, wie diese sich ständig überschlagende Stimme dir vornölt, was du doch für ein Spießer geworden bist.

Doch irgendwann haben sie dich und du gehst mit. Die schreiben ihre „List Of People To Kill“ nicht mit Blut, die pissen sie pogend in den Schnee. Ein Schmunzeln, dann fängst du an zu tanzen. The Picturebooks lassen derweil zugekokste Synthies quer durch die Songs tingeln („Les Chat Noir“), bellen mit frechen Männerchören den Mond an („On The Go“) oder lassen mit paranoid-industriellen Beats und hundsgemeinen Basssounds den Puls in die Höhe schießen („Machine“). Und dann dämmert's auch dir: Das waren mal Popsongs! Abgeschlachtet und zum Frankenstein wieder aufgepäppelt sind sie jetzt: hysterische Hits aus der Abteilung für Schwergeschädigte.

Recht magst du zwar damit behalten, dass sie immer dann, wenn Melodien den Terz aus den Songs scheuchen, schwächer werden und nicht mehr wirklich mitreißen („You Cannot Make It Right“, „Take It!“). Du glaubst ihnen dann nicht mehr, dass ihnen alles Schnuppe ist, was? Mag sein. Nur: Glaubst du, die interessiert's? Denn auch, wenn du damals nur ein Lachen darauf entgegnen konntest, musst du jetzt doch nickend zugeben: Euer Lehrer hatte einfach Recht.

Gordon Barnard

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