Rezension

The Number Ones

The Number Ones


Highlights: I Wish I Was Lonely // Heartsmash // Sharon Shouldn't // He's Too Good
Genre: Pop-Punk // Garage // Rock'n'Roll
Sounds Like: The Exploding Hearts // The Buzzcocks // The Undertones

VÖ: 04.08.2014

Pop-Punk? Ein Schimpfwort. Ein Genre, das ein Meer aus grellbunten Irokesenhaarschnitten von Berufsjugendlichen beschwört. Eine pubertäre Nebenwirkung wie Akne oder Facebook-Nabelschau, der man dann allerdings auch schnell wieder entwächst. Sicher, man ist erst mal voreingenommen: NoFX, Millencolin und andere Blödelköpfe der Neunziger haben ein ganzes Genre diffamiert und damit das Erbe der Buzzcocks, Undertones oder Descendents gehörig mit Füßen getreten.

Die Number Ones kommen wie die großen Undertones aus Irland und machen im Alleingang den sinkenden Kahn wieder seetauglich. Sprich: Sie spielen Punk mit klassischem Rock'n'Roll-Einfluss. So, wie es damals gedacht war. Mit Billigequipment, einer gehörigen Rotznase und jeder Menge Chuck-Berry-Soli. Das mag nun erst mal nicht sonderlich spannend klingen. Allerdings beeindruckt die Art, wie die Number Ones mit maximaler Ökonomie arbeiten: Kein Song dauert länger als drei Minuten. Kein Ton ist überflüssig. Wo andere sich in Intros oder Aufbauteilen verlieren, braten die Number Ones dir gleich drei Hits über. „I Wish I Was Lonely“ räumt in zwei Minuten einen ganzen Schnapsladen aus und schafft es auch noch, dem Hörer im Break ein Tränchen abuzknöpfen. Oder man höre sich nur an, wie „Heartsmash“ in ein Solo stolpert und sich vor Energie fast selbst von den Beinen fegt, kurz torkelt und dann doch in letzter Sekunde in wieder zu sich kommt. Oder sie schmachten in „Girl“ so herzzerreißend, dass man sofort die Schulter anbieten würde, bevor „Sharon Shouldn't“ nur so mit Handclaps und Gesangsharmonien um sich wirft, um Herz und Hirn zu erobern. Hit an Hit an Hit. Hier ist der Bandname Programm.

Sicher, dieses selbstbetitelte Album wird weder den ganzen Schmutz, der jedes Jahr die Charts erobert, wegwischen, noch ein ganzes Genre aus dem Verruf heben. Doch diese knackigen 19 Minuten zeigen, wie viel Leben in dem scheinbar totgerittenen Pferd noch steckt. Natürlich bedienen die Number Ones nur ein Nischengenre, aber in diesem gab es 2014 kein euphorisierenderes Album.

Yves Weber

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