Rezension

The Lemonheads

Varshons


Highlights: Beautiful
Genre: Folk-Rock
Sounds Like: Wilco // Jason Lytle // Dinosaur Jr.

VÖ: 12.06.2009

Niemand, der bei klarem Verstand ist, würde Evan Dando ernsthaft als Work-A-Holic bezeichnen. Xx Jahre war von ihm (abgesehen von einem vergessenswerten Soloversuch) und seiner Folk-Rock-Kapelle Lemonheads nichts zu hören. Dann, 2006, veröffentlichte er unter der alten Flagge ein neues, selbstbetiteltes Album, das, und das war das Erstaunliche, mit seinem Drang nach vorne, seinem untypischen Druck und den Up-Tempo-Songs die Hoffnung aufkeimen ließ, es wäre in den nächsten Jahren bei den in die Jahre gekommenen Indiegenossen noch etwas zu holen.

Die Zeit verging und wir haben 2009. Drei Jahre war es nun wieder ruhig um die Band und den ehemaligen Beau Dando. Mit “Varshons”, einer genuschelten Variante des Wortes “Versions”, liefern sie genau jene: eine Platte voller Coverversionen. Im Grunde ein Mixtape, das er - inspiriert von Empfehlungen des Butthole-Surfer Gibby Haynes - nicht nur zusammengestellt, sondern gleich selbst gecovert hat.

Für die Auswahl muss man Dando – Pardon, Haynes – gratulieren. Wie es sich für ein Mixtape gehört, steht der Song im Mittelpunkt und da die Songs von so unterschiedlichen Interpreten wie Airling & Cameron, Gram Parson, Leonard Cohen, G.G. Allin und Christina Aguilera stammen, kann man festhalten: “Varshons” ist das Musik gewordene Konzept der unvoreingenommenen Songbewertung und ist uns damit in vielen Belangen ein Vorbild.

Aber die Umsetzung, heijeijei. Da hätte man dem Herrn Dando trotz seines Alters doch etwas mehr zugetraut. Die meisten seiner Versionen unterscheiden sich zunächst nicht nennenswert vom Original. Zusätzlich zu dieser kreativitätsarmen Umsetzung klingt jeder Song wie kurz nach dem Aufwachen schnell eingespielt, übermüdet, unüberlegt und einschläfernd. Jeder Song? Nicht jeder, nein. Gerade das im Duett mit Liv Taylor aufgenommene Cohen-Cover sticht aus der Masse heraus. Hierbei stellt sich aber die Frage, ob das Verdienst Dandos ist oder vielmehr an der Stärke von “Hey, That's No Way To Say Goodbye” liegt. Jedenfalls lässt die Beteiligung Liv Tylers ein wenig Farbe in das schlaftrunkene Gejamme einziehen. Zum Ende hin beraubt Dando die Pathos-Schmachtnummer “Beautiful” allen unnötigen Schmalzes und zeigt, dass das Gerüst, die Grundidee, die hinter dem Aguilera-Hit steckt, gar nicht so übelriechend ist, wie durch das musikalische Make-Up und die Parfümierung angenommen wird.

Letztlich bleibt aber gerade das eine Ausnahme. Bei allen anderen Stücken fragt man sich, warum Dando eine Alternativversion aufnehmen musste. Da wünscht man sich dann doch eher ein richtiges Mixtape von Gibby Haynes in den CD-Spieler. Und das nach einer dreijährigen Wartezeit.

Andreas Peters

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