Rezension

The Game

Blood Moon: Year Of The Wolf


Highlights: Bigger Than Me // F.U.N. // Hit Em Hard
Genre: Rap // HipHop
Sounds Like: amerikanischer HipHop, wie die meisten Menschen ihn sich vorstellen

VÖ: 17.10.2014

Am Anfang steht eine These: The Games Debütalbum „The Documentary“, das 2005 veröffentlicht wurde, ist ein moderner Klassiker und eines der Rap-Alben mit den besten Beats, die jemals produziert wurden, allen voran der überragende Beat von „Dreams“, den man Kanye West zuschreiben muss. Sollte diese These zutreffen, wäre es nur allzu verständlich, dass alles, was danach kam, das hohe Niveau nicht halten konnte. Und tatsächlich sieht die Karriere von The Game künstlerisch ganz nach einer Abwärtsspirale aus. Nach diversen Streits und der Trennung von Dr. Dre und 50 Cent verlor der Rapper aus Compton immer mehr an musikalischer Relevanz. Als sein sechstes Album „Blood Moon: Year of the Wolf“ angekündigt wurde, löste das bei vielen dementsprechend auch nur ein Schulterzucken aus.

Der eigentliche Witz ist, dass im Schnitt auch von seinen anderen Alben immer um die 200.000 Einheiten verkauft wurden. Seine kommerzielle Relevanz kann man The Game zumindest in den USA also in keinster Weise absprechen. Wie sieht es aber mit seiner Musik aus?

„Blood Moon: Year Of The Wolf“ ist eine Art Konzept-Album. Nicht, dass es besonders gut durchdacht wäre, aber bis auf die ersten beiden Songs findet sich auf jedem Track mindestens ein Gastmusiker. Das Album eröffnet sehr stark mit dem Song „Bigger Than Me“, der sich eines Polica-Samples („Warrior Lord“) bedient. Direkt im Anschluss gibt sich „F.U.N.“ dreckig und hart wie gewohnt und The Game geht mit seiner aggressiven Attitüde fast in Richtung Horrorcore. Sowieso ist der Rapper, der bürgerlich Jayceon Terrell Taylor heißt, immer dann am besten, wenn er sich entweder über etwas aufregt oder ein ernstes persönliches Thema anspricht (beispielsweise „The Purge“). Dazwischen findet sich allerdings doch zu viel Füllmaterial, um von einem guten Album zu sprechen. Songs wie „Best Head Ever“ sind viel zu kalkuliert und nerven mit gesungenen Refrains, die weit entfernt sind von den R’n’B-Stücken auf seinem legendären Debüt.

Natürlich sind die Produktionen auf „Blood Moon: Year Of The Wolf“ durchweg respektabel. Für einen Totalausfall hat The Game nach zehn Jahren zu viel Routine in allem, was er tut. Durch die vielen Features hat sein neues Album allerdings eher den Charakter eines Hip-Hop-Samplers, denn einer persönlichen Platte eines Künstlers. Als Querschnitt durch das Können des Comptoners reicht das allemal. Zu viel mehr allerdings nicht.

Übrigens: Für 2015 ist ein weiteres Album von The Game angekündigt. Das heißt dann zum zehnjährigen Jubiläum ganz großspurig „The Documentary 2“. Am Ende steht wieder eine These: Der zweite Teil der Dokumentation wird weder ein moderner Klassiker, noch werden die Beats herausragend. Aber wenn The Game weiter von jedem Album 200.000 Exemplare verkauft, wird ihn das wohl nicht stören.

Arne Lehrke

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"Bigger Than Me" mit dem Polica-Sample:

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