Rezension

The Flaming Lips

Oczy Mlody


Highlights: How?? // There Should Be Unicorns // Galaxy I Sink // Nigdy Nie (Never No) // The Castle
Genre: Bombast-Pop // Dream-Pop // Psychedelic
Sounds Like: The Sound Of Animals Fighting // Miley Cyrus & Her Dead Petz // Pink Floyd

VÖ: 13.01.2017

Was macht man nach 20 Jahren psychoaktivem, musikalischem Exzess? Einfach weiter so: mit Brummbässen, Wayne Coynes eunuchengleicher Stimme, opulenten Streichern, Vogelgesang, Miley Cyrus (?!), Raven, 808 Drums… Die Liste lässt sich beliebig lang fortsetzen. Überraschungen sind Teil der Struktur des Albums. Das muss man natürlich mögen, um dieser Märchenreise etwas abzugewinnen. Vor allem, weil sich die Songs so anfühlen, als säße man mit einem Drink am Pool. Der Pool ist allerdings mit Zuckerwatte gefüllt und brennt. Der Drink fluoresziert und riecht nach Einhornpups.

Die brachialen Momente machen die Songs stark. Es gibt keine Refrains, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen oder besondere Gitarren- oder Synthriffs. Der Sound bleibt ein waberndes Etwas, welches seine große Wirkung entfaltet, wenn beispielsweise in "Nigdy Nie (Never No)" die Synthflächen von einem übersteuerten, funky Bass überrollt werden und dann flasht das. Wenn am Ende von "There Should Be Unicorns" Reggie Watts tiefste Stimme das Ende der Welt und den Beginn einer neuen Liebe verkündet, poppt einem kurz das Herz auf. Wenn "Galaxy I Sink" einem erst mit einem Bolero-Beat durch den Song schickt und einem unvermittelt eine geile Italowestern-Gitarre entgegenzimmert (später gesteigert von triefenden Streichern), fühlt sich das genau richtig an. Wie mit Drink am Pool eben.

Seltsamerweise schaffen es The Flaming Lips trotz der Vielzahl der Sounds schlüssig zu klingen. Man verzeiht sogar den Anfangs irritierenden Autotune, weil man dafür einen musikalischen Cocktail serviert bekommt, der nach mystischem und softem Yoshimi schmeckt. Ein gutes Album für eingefleischte Fans der Gruppe und jeden, der die Verzweiflung gerne mit Seifenblasen statt mit Heroin wegpustet.

Peter Heidelbach

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