Indie, Alternative, Retro, Noise, Punk, Emo, Grunge, Goth, Folk, Post, Prog, Pop. So viele schöne Kategorien – wenn man eine Band dann doch einfach mal nur als „Rockband“ bezeichnet, wirkt man gleich zu faul zum Nachdenken. Könnte aber auch daran liegen, dass manche Bands halt, statt Schubladen zu öffnen, lieber gleich das ganze Regal umschmeißen. The Dirty Nil sind so eine.

Mal kratzig wie Punk, mal eingängig wie Indie, mal die Riffs aus dem Alternative der 90er geklaut – hatten wir 2014 ja schon einmal mit Pup, die zudem ehemalige Tourpartner sind und sich den kanadischen Heimatstaat Ontario mit The Dirty Nil teilen (wenn es da irgendwo ein Nest gibt, sollte dies bitte sofort unter Naturschutz gestellt werden). Beiden Bands ist gemein, dass sie einen Haufen Songs schreiben können, zu denen man sich je nach Vorliebe die Nase blutig pogen, tanzen oder ironisch-distanzierte Begeisterungsposts bei brooklynvegan posten kann. The Dirty Nil bewahren sich jedoch eine deutlich ausgeprägtere „Grundhärte“ – selbst der vielleicht potentiell radiotauglichste Song „Friends In The Sky“ fußt immer noch auf einem Riff, das in einer Minute einen Mammutbaum zersägen könnte.

Was die dreckigen Nullen allerdings darüber hinaus noch können: Midtempo! „Wrestle Yü To Hüsker Dü“ hat nicht nur einen sympathisch umlautliebenden Titel, sondern mit seinem I don't care about your man auch einen so stumpfen wie wirksamen Singalong, „Bury Me At The Rodeo“ ist dann ein fast schon gemächlicher Abschluss des Albums und hat mit seinen 3:30 Minuten für Bandverhältnisse fast schon Prog-Länge. Nach 26 Minuten ist eins der jetzt schon besten Rockalben des Jahres nämlich bereits um. Wobei man sich hier sogar mal die „Rock“-Einschränkung sparen könnte.

Jan Martens

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