Rezension

The Decemberists

The King Is Dead


Highlights: Down By The Water // This Is Why We Fight
Genre: Folk
Sounds Like: Sufjan Stevens // Neutral Milk Hotel // Elliott Smith // Arcade Fire

VÖ: 14.01.2011

Der König ist tot. Was klingt wie der Anfang einer Geschichte, ist der Titel des neuen, sechsten, Decemberists-Albums. Allerdings ist dies wohl erst einmal das Ende einer solchen. War „The Hazards Of Love“ noch ein opulent angelegtes Werk inklusive Konzept, Erzählstory und Handlungsrahmen, ist dieses Mal der König tot. Es gibt keine Geschichte. Nur Songs, zehn an der Zahl, die irgendwie den Sprung auf das Album geschafft haben. Neben dieser für jene, die Musik lieber konsumieren als tiefgreifend ergründen, eher kleinen Änderung, gibt es noch weit größere Umwälzungen, die sich auf „The King Is Dead“ in den Vordergrund drängen. Zum Beispiel der Stil. Konnte das Quintett in der Vergangenheit durch bedachte Mischung von Folk, Country und Indierock in vielen Lagern Fans sammeln, konzentriert sich nun alles auf Betonung erstgenannter Genres.

Bereits der Opener „Don’t Carry All“ zeigt klar die Richtung an. Der Einstieg erfolgt mittels Mundharmonika. Im Folgenden: Musik wie direkt vom Lagerfeuer. Passend dazu das Cover der Rückseite: Die fünf Musiker mit allerlei altmodischen Instrumenten vor einem Farmhaus, im Hintergrund dreht ein Schimmel Runden. „Rox In The Box“: Wie ein Tanz in einem Landlokal des 19. Jahrhunderts. Natürlich im mittleren Westen. Mag den Menschen gefallen, die irgendwo in den Cafés ihres Studienortes sitzen und sich nach einfacheren Zeiten zurücksehnen. Aber mal ehrlich: Will man in solchen Zeiten leben? Den ganzen Tag auf dem Acker und die Lebenserwartung wegen der schweren Arbeit irgendwo bei 45? Eben. Ein bisschen nostalgisch sein, klar, gern. Aber die Mistgabel dann wirklich riechen? Ungern. Und so verschreckt „The King Is Dead“ auch vor allem jene, denen die Decemberists immer ein guter Mittelweg waren: Zwischen großartigen, opulenten Indiehymnen und doch ein klein wenig besinnlichem Folk. Wie es besser geht, zeigt die Band erneut in Ansätzen („Down By The Water“, „This Is Why We Fight“).

Hinzu kommt noch, dass die Band nicht nur alles auf die Countryfolk-Karte setzt, sondern dabei auch noch schwächelt. Ob „Calamity Song“, „June Hymn“ oder „January Hymn“ – die Band präsentiert sich deutlich reduzierter, so dass nach dem Entfernen vieler Schichten oftmals nur noch Colin Meloy, Gilian Welch (Gesang) und ein einzelnes Begleitinstrument übrig bleiben, und das ist manchmal etwas zu wenig. Was früher als die ruhigere Version von Arcade Fire durchging, ist nun leider nur noch gängiger Folk. Einen Teil der Fans mag dies erfreuen, viele andere jedoch, die eher die rockigeren und ausufernden Stücke von „The Crane Wife“ oder „The Hazards Of Love“ mochten, verschrecken.

Klaus Porst

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