Rezension

The Cooper Temple Clause

Make This Your Own


Highlights: All I See Is You // Waiting Game
Genre: Alternative Rock
Sounds Like: eine Reise durch die letzten 25 Jahre Musikgeschichte

VÖ: 19.01.2007

Eigentlich möchte man das Album ja alleine wegen des schlicht-schönen Covers und des toll designten Booklets sofort kaufen. Aber halt, da war doch was! Riesenenttäuschung im Vorfeld, in welche Richtung man auch blickte. Die Öffentlichkeit hatte sich also bereits ein Bild gemacht, was allerdings auch nicht all zu schwer war, wenn man bedenkt, dass, obwohl der Veröffentlichungstermin von Make This Your Own noch in weiter Ferne lag, es der Hörerschaft bereits, dem Internet sei Dank, seit geraumer Zeit zur Verfügung gestanden hatte. The Cooper Temple Clause hätten ihre Einzigartigkeit und Experimentierfreude verloren, konnte man von überall her vernehmen, und das neue Album sei langweilig ohne Ende.

Der Promotext allerdings spricht vom genauen Gegenteil: Nach dem Ausstieg von Didz Hammond, jetzt bekanntlich bei den Dirty Pretty Things am Bass zu Werke, hätten sich die verbleibenden fünf dazu entschieden, „mehr auszuprobieren und zu wagen“. Nun ja, dies entspricht wohl nicht ganz den Tatsachen, denn immerhin war es genau dieser Aspekt, der die Band in der Vergangenheit immer auszeichnete, auf Trends oder Vorgaben nahezu nichts zu geben, und konsequent ihr eigenes Ding durchzuziehen. Ein Gesichtspunkt, der Make This Your Own zumindest teilweise fehlt. Zugegeben, gemeint war im Pressetext eigentlich die Verteilung der Leadvocals auf drei Bandmitglieder, nachdem zuvor lediglich Ben Gautrey am Mikro gestanden hatte.

Und tatsächlich, der Zugewinn an Sängern ist eine Bereicherung, denn der nach 30 Jahren Whiskey und Zigaretten klingende Ben Gautrey eignet sich nun einmal nicht für jede Art von Song. Wo früher fast alle Stücke zwangsweise irgendwann in elektronischen Spielereien oder furiosen und überraschenden Ausbrüchen endeten, ziehen The Cooper Temple Clause, jetzt mit Dan Fisher am Mikro, auch mal ruhigere Stücke, wie das zuckersüße, stark an Snow Patrol erinnernde Waiting Games bis zum Ende durch. Und auch der Dritte im Bunde, Tom Bellamy, kann seine Stimme an vielen Stellen gewinnbringend einsetzen, auch wenn ihr in letzter Instanz der Wiedererkennungswert fehlt. So mangelt es dann am Ende doch nicht an Abwechslung, auch wenn man sich jetzt nicht mehr sicher sein kann, dass garantiert kein Song so aufhört, wie er angefangen hat.

Auffallend ist vor allem, wie vieler Musikstile sich The Cooper Temple Clause bedient haben, da doch so einige Songs Assoziationen zu diversen Musikgrößen der letzten 25 Jahre wecken. Beispiele gefällig? Von den Smashing Pumpkins, nur in schneller („Homo Sapiens“), über Depeche Mode und andere 80s-Synthiebands („Head“, „Connect“), weiter über Muse („What Have You Gone And Done?“), bis hin zu The Coral (“Take Comfort”), ist alles dabei. Und mit “Once More With Feeling”, und vor allem der beeindruckenden Soundwand von “All I See Is You”, bei der Ben Gautrey auch mal wieder seine volle Stimmgewalt auspacken darf, sind sogar zwei Werke ganz nach guter alter Cooper-Temple-Clause-Tradition an Bord.

Eines ist sicher: Durch das im Vergleich zu den Vorgängern wesentlich leichter zugängliche Make This Your Own werden The Cooper Temple Clause viele neue Fans hinzugewinnen, und auch ihre alten Anhänger nicht verlieren. Die jedoch werden sich wohl eher weiter an die älteren Alben halten.

Johannes Neuhauser

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