Rezension

The Airborne Toxic Event

Dope Machines


Highlights: Dope Machines // Chains
Genre: Poprock
Sounds Like: The Boxer Rebellion // Glasvegas

VÖ: 20.02.2015

Das Wort „Drama“ ist ja ein zweischneidiges Schwert. Zum einen in seiner klassischen Bedeutung: stilvolle Unterhaltung seit der Antike, große Gefühle von Freude bis Trauer. Und dann die „drama drama, Baby“-Bedeutung: großer Pomp und eigentlich viel Lärm um nichts. Zwischen diesen Seiten schafften The Airborne Toxic Event immer einen ganz guten Drahtseilakt. Mittlerweile drohen sie, auf der falschen Seite herunter zu plumpsen.

Klar, mit dem gewissen Pathos haben die fünf Amerikaner noch nie gegeizt – schon Geigenintros wie die des großen Hits „Sometime Around Midnight“ hätte auch Prince William in seinem Hochzeitsmarsch verwurschteln können. Aber dafür passte in dieser kurzen Geschichte über ein Wiedersehen mit der Ex eben auch jede große Geste genau an ihren Platz und auch die weniger opulenten Songs saßen immer irgendwie auf ihre Weise – bei bislang vier Alben ist solch eine Konstanz schon eine Leistung.

Das Schöne ist: Solche Songs können The Airborne Toxic Event noch. Siehe „Chains“ – das aber auch erst ganz zum Abschluss das Album noch einmal aufwertet. Auf einem Großteil der anderen Tracks kommen statt Streichern eher Synthesizer zum Vorschein. Und statt Gitarren. Und statt allem möglichen Anderen. Nun sind TATE nicht die ersten, die beweisen wollen, dass Synthesizer-Pop nicht zwangsläufig so cheesy wie eine Pizza Quattro Formaggi klingen muss – aber schon beim Opener „Wrong“ scheitern sie damit recht deutlich. Auch in einem Song wie „Time To Be A Man“ ist es eigentlich schon eine Leistung, überhaupt aus diesem Titel noch etwas Positives herauszuholen – leider ist Nomen hier Omen. „California“ bewältigt eine ähnlich gestrickte Aufgabe dann dank Ohrwurmeffekt schon etwas besser.

Besser gefallen kann dann schon wieder ein Song wie der Titeltrack – aber siehe da, der hat ja auch einen recht markanten Gitarrenlauf. Diese scheinen sich The Airborne Toxic Event 2015 aber größtenteils für ihr parallel quasi „nebenbei“ veröffentlichtes Akustik-Album „Songs Of God And Whiskey“ aufgehoben zu haben. Im Nachhinein vielleicht die falsche Entscheidung – denn aus diesem Pathossumpf, in den sie nun endgültig geplumpst sind, müssen sie sich erst einmal wieder freikämpfen.

Jan Martens

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