Rezension

The Acid

Liminal


Highlights: Basic Instinct // Ghost // Tumbling Lights
Genre: Electronica
Sounds Like: James Blake // SOHN // Chet Faker

VÖ: 04.07.2014

Ein Störgeräusch. Eine Melodie. Ein Glockenspiel lässt verspielte Töne erklingen. Aus der Tiefe ertönt ein Wabern. Es greift die kindliche Einfalt des Glockenspiels an. Nach kurzem Kampf steht er allein, der flackernde Sound eines Synthesizers, stark wie akustisches Stahlkonstrukt. Stille. Plötzlich ist er tot. Beat.

The Acid verstehen sich auf die Erzeugung von Spannungsbögen. Behutsam und sorgfältig ordnen sie die musikalischen Strömungen dieser Zeit neu an und schaffen so erfrischende Dramatik und Aufregung, ohne dabei in abgedroschener Theatralik zu versinken.

So verdichten sie die Klangwelten eines James Blake, treiben sie beinahe auf die Spitze, mischen ihnen aber neue Melodiekonzepte unter. Mal eingängig, beinahe folkig, mal wirr und gespenstisch verzerrt. Doch gibt uns das Trio immer wieder einen Anhaltspunkt, einen stark komprimierten Moment aus Altbekanntem, an die Hand. Einen vertrauten Sound, einen viel verwendeten Rhythmus, eine oft gehörte Tonfolge. Auch wenn sie mit dem nächsten Takt bereits all das wieder verwerfen, so sind es doch wohl eben jene Momente, die uns zum Hinhören ermuntern.

Dass sich für diese feine Gratwanderung drei bekannte Namen zusammenfanden, ist daher beinahe selbsterklärend. So sind es DJ Adam Freeland, „Professor“ Steve Nalepa und Sänger Ry X, die „Liminal“ konstruiert haben. Sie sind es, die „Basic Instinct“ über seinen Deep-House-Rhythmus hinauswachsen lassen und ihn in allen Klangfarben ausgestalten. Sie sind es, die in „Creeper“ allein durch Monotonie und Dissonanz Spannung erzeugen. Sie sind es, die Räume schaffen, ohne dabei Nähe zu vergessen.

Und doch erscheint „Liminal“ nicht nahbar. Ist es zwar alles andere als sprödes Plastik, das uninspiriert und künstlich daher kommt, so ist es doch Metall, kalt und starr. Das Werk dreier Nerds, vielleicht selber ein Nerd. Einer, der viel lieber für sich alleine wäre, als sich in jedwede Konformität zu drängen.

Jonas Gödde

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