Rezension

Tele

Wir brauchen nichts


Highlights: Bye Bye Berlin // Rio de Janeiro // Hans
Genre: Pop // Indie // Soul
Sounds Like: Steely Dan // Phoenix // Anajo

VÖ: 23.02.2007

Von Freiburg in die weite Welt. Oder zumindest nach Berlin. Wie so viele Gruppen haben Tele ihre Heimat verlassen, um in einer der deutschen Musikmetropolen Fuß zu fassen. Für Stefan Raabs Bundesvision Song Contest traten sie aber brav für Baden-Württemberg an. Und das mit einem Sound, der nicht gerade an Kuckucksuhren und Rothaus-Pils erinnert.

Fast drei Jahre ist es her, dass Tele "Wovon sollen wir leben" auf den Markt schmissen, und sich die Indiejungs und -mädchen zu "Falschrum" die Füße wund tanzten. Abgefeiert von Musikredaktionen, Auftritt bei der Kuttner, viele, viele Konzerte. 2006 ging es gar mit dem Goethe-Institut auf eine dreiwöchige Afrikatour. Das neue Album ließ auf sich warten.

Jetzt ist es da, und das mit einem Titel, der gut die Antwort auf den des Vorgängers sein könnte. Die erste Single "Mario" wurde dank Stefan Raab einem breiten Publikum präsentiert. Zwar landeten Tele nur auf Platz 10, aber das ist für den Erfolg des Albums gar nicht so tragisch. Schließlich ist "Mario" - trotz toller Lyrics und einer interessanten Thematik ("Sein Vater war der Chef von Coca Cola Brasilien / Er war noch jung und seine Eltern waren reich / hatten alles erreicht, nur keine Zeit für ihn.") - gar nicht der beste Titel auf "Wir brauchen nichts".

Da sind das antreibende Stück "Hans", das jazzige "Rio de Janeiro" und das herrlich entspannte "Ein Leben ohne dich". Da ist sie wieder, die weite Welt, gewachsen im beschaulichen Freiburg, aufgenommen und gemischt im großen Berlin, geprägt durch amerikanische und afrikanische Einflüsse. Globalisierung musikalisch. Was fühlt man eigentlich, wenn man Tele hört? Fernweh? Oder doch Heimweh?

Das Niveau von "Wovon können wir leben" erreicht die Platte nicht ganz. Hinten raus verliert sie etwas an Spannung, die letzten vier Titel überzeugen nur bedingt. Für den Soundtrack des Frühlings reicht es aber allemal. Und sollte der Sommer verregnet sein, dann heißt es einfach "Bye bye Berlin". Also doch noch in die weite Welt. Oder zurück nach Freiburg? Ist zumindest das Kalifornien Deutschlands - und Urlaub vor der Haustüre kann ja auch schön sein. Und passt eigentlich auch am besten zu Tele.

Martin Korbach

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Bye-Bye



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