Rezension

Taylor Swift

Folklore


Highlights: Cardigan // The Last Great American Dynasty // Exile // Mad Woman // Betty
Genre: Pop // Indie
Sounds Like: The National // The Chicks

VÖ: 24.07.2020

Die Corona-Zeit hat Menschen zu den ungewöhnlichsten Aktivitäten gebracht. Es wurde endlich mal wieder gelesen, Backöfen überall in der Republik produzierten etliche Bananenbrote und Tausende nutzten die Chance, um sich den krudesten Verschwörungstheoretikern anzuschließen. Taylor Swift hingegen verbrachte die Pandemie mit der Aufnahme ihres achten Studioalbums, das besonders durch die Mitarbeit von Aaron Dessner und Bon Iver auch in der Indie-Szene Aufsehen erregte. Und das vollkommen zurecht.

Dabei ist es gerade „Exile“, die Kooperation mit Bon Iver, die polarisiert. Vielen sind die Lyrics zu kitschig und der Song zu glatt. Diese Direktheit, die man von Bon Iver sonst nicht kennt, macht das Lied zu einem Highlight. Es ist erfrischend, die sonst so verzerrte und bearbeitete Stimme Vernons die Zeilen „I think I've seen this film before // And I didn't like the ending // You're not my homeland anymore // So what am I defending now? // You were my town, now I'm in exile, seein' you out // I think I've seen this film before” singen zu hören. Eine Ballade mit absolutem Hitpotential, die den Kopf so schnell nicht mehr verlässt.

„Eingängig“ ist auch das Stichwort für das gesamte Album, was besonders an Taylor Swifts Songwriting liegt. Dieses ergänzt sich wunderbar mit der Produktion Aaron Dessners, die den typischen The-National-Klang verbreitet. So etwa „Cardigan“, dessen ruhige Piano-Klänge auch gut auf die letzten Veröffentlichungen der US-Amerikaner gepasst hätten. „Cardigan“ hat nun jedoch seinen Platz auf „Folklore“ gefunden, was mindestens genauso gut ist, denn auch Swifts Stimme harmoniert wunderbar mit der Arbeit Dessners. Ähnlich verhält es sich mit „The Last Great American Dynasty“, einem schönen Popsong, der vielleicht am besten die Stärken von Dessners Indie-Melodien mit dem Sound Swifts verbindet. Wie wunderbar Swift den Songs ihren eigenen Stempel aufdrückt, merkt man auch bei „Mad Woman“, in dem sie sich mit dem Thema von der angeblich verrückten Frau auseinandersetzt, einer Kritik, der sich Swift auch häufiger selber ausgesetzt sieht.

Dass Taylor Swift auch in der Indie-Szene Anklang bekommt, ist spätestens seit Ryan Adams' Cover-Album von „1989“ klar. Knappe fünf Jahre später unterstreicht sie es mit „Folklore“ noch einmal. Mit Unterstützung einiger großer Indie-Künstler entstand dabei eine gute Stunde eingängige, vielfältige Indiepopmusik. Bitte mehr davon!

Lewis Wellbrock

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