Rezension

Tanukichan

Sundays


Highlights: Sundays // Hunned Bandz // Natural
Genre: Dream Pop // Shoegaze // Indie-Rock
Sounds Like: Beach Fossils // Boy // Alvvays

VÖ: 13.07.2018

Endlich mal ein Albumtitel, der perfekt auf die Soundästhetik der Platte passt. Noch besser wäre eigentlich nur noch „Lazy Sunday To Lie In Bed And Vegetate“ gewesen, das wäre marketingtechnisch aber wohl eher schwierig geworden. Wobei Marktverträglichkeit für Tanukichan wahrscheinlich sowieso eher nebensächlich ist. Die Songwriterin aus Kalifornien veröffentlicht mit „Sundays“ ihr Debütalbum und mixt verhallten Dreampop mit Shoegaze und Singer-Songwriter-Elementen. Ein Album zum Dahinschweben, um im Bett liegen zu bleiben und mal nichts zu tun.

Direkt der erste Song steht exemplarisch für den Rest des gesamten Albums: Ein düsterer, verzerrter Synthesizer eröffnet „Lazy Love“, bevor ein monotoner Drumbeat, eine simple Baseline und Hannah von Loons (so ihr bürgerlicher Name) Gesang dem Song die Richtung geben. Hier und da noch ein paar dezent eingesetzte Shoegaze-Gitarren und voila! Denn viel mehr passiert auf „Sundays“ nicht. Doch genau das ist das Geheimnis des Albums. Es lebt vom Vibe, vom Gefühl, das beim Hören entsteht, und weniger von der spielerischen Komplexität.

Über dem Fundament aus Drums, Bass, Gitarre und Synthesizer schwebt Tanukichans Stimme. Die Gitarren geben immer zur rechten Zeit das gewisse Extra hinzu, manchmal verhallt irgendwo in der Ferne, manchmal fuzzy etwas präsenter, aber nie dominant. Gefühlt überschreitet keiner der Songs die 100bpm-Marke, sodass man gar nicht erst dazu verführt wird, an einem lazy Sunday ans Mitwippen oder gar ans Tanzen zu denken. Lieber schön im Bett bleiben und sich vernebelt in die breiten Soundwände fallen lassen, die Gitarre, Synthesizer und Vocals nach und nach aufbauen. Die stets verzerrten Gitarren- und Synthesizersounds geben den ansonsten luftigen Songs eine angenehme Schwere und Melancholie.

Dass die zehn Songs am Ende alle sehr ähnlich klingen, kann lediglich als kleiner Kritikpunkt vermerkt werden, denn dem verträumt-vernebelten Albumfluss tut das gut. Die einzelnen Songs bleiben dafür etwas auf der Strecke, jedoch offenbaren auch die ihre Stärken nach mehrmaligem Hören. „This Time“ klingt wie eine abgespeckte Version eines The-War-On-Drugs-Songs und „Natural“ erinnert mit der monoton gespielten Gitarre in den Grundzügen an die Smashing Pumpkins.

Insgesamt ein gelungenes Debüt, denn Tanukichan schafft auf „Sundays“, was andere Künstler oft vergeblich versuchen: Ein Album, geschrieben aus einem Fluss, das den Hörer vom ersten Song an in seine ganze eigene Stimmung entführt und erst nach dem letzten Song wieder entlässt. Man könnte Stunden drin verbringen – wenn denn nicht der Montag vor der Tür lauern würde.

Abhilash Arackal

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