Rezension

Swervedriver

Future Ruins


Highlights: Mary Winter // Future Ruins // Drone Lover // Spiked Flower
Genre: Indie Rock // Alternative
Sounds Like: Dinosaur Jr. // Spacemen 3 // Spiritualized

VÖ: 25.01.2019

Ein wenig können einem Swervedriver schon leidtun. Bereits in den 90ern standen sie eher im Schatten der Labelkollegen von Slowdive. Die Mischung aus Shoegaze und krachigem Grunge schien schon damals nur für ein Nischendasein zu reichen. Zwei Jahrzehnte später legen ebendiese Slowdive ein gefeiertes Comeback-Album hin, während die Rückkehr von Swervedriver kaum jemand so richtig wahrnahm. Dabei hat die Band aus Oxford ihren Stil extra generalüberholt und sich nahezu komplett von ihren lärmenden, aber auch mittlerweile veraltet wirkenden Gitarrenausbrüchen verabschiedet. Den ehemaligen Fans damit vielleicht zu sehr vor den Kopf gestoßen?

Möglicherweise. Allerdings ist die Abkehr von ihrem alten Sound das beste, was dieser Band passieren konnte und „Future Ruins“ setzt noch einmal ein dickes Ausrufezeichen dahinter. Endlich werden hinter den Walls Of Sound auch mal das intelligente Songwriting und vor allen Dingen die tollen Melodien so richtig sichtbar. Songs wie „Spiked Flower“ oder „Drone Lover“ sind zuerst unscheinbare Hits, deren Schlagkraft sich erst nach mehrmaligem Hören so richtig entwickelt. Der wunderschöne Titelsong ist sogar noch reduzierter, ja fast schon als melancholische Ballade zu bezeichnen, wagt sich aber dann doch mit einem kurzzeitigen Ausbruch ein wenig aus seinem Schneckenhäuschen.

Kurze Entwarnung: Freunde lauter Gitarrenmusik müssen auch nicht wirklich komplett auf selbige verzichten. „Mary Winter“ geht beispielsweise straight nach vorne und „Theeascending“ fährt besonders im letzten Drittel ordentlich Krach auf. Swervedriver sind einfach insgesamt etwas ruhiger geworden, aber das darf man einer nun schon 30 Jahre bestehenden Band durchaus auch mal zugestehen. Besonders wenn ein so herrliches „Altherren“-Werk wie „Future Ruins“ dabei raus kommt.

So ein wenig erinnert die melancholische Grundstimmung auch an The Wrens (auf deren neues Album wir jährlich weiterhin geduldig warten), was vor allen Dingen an den Vocals beziehungsweise Lyrics von Frontmann Adam Franklin liegt. Der scheint jedenfalls auf dem Höhepunkt seines Schaffens, wenn man mal von der seltsamen Spoken-Words-Einlage „Everybody’s Going Somewhere And No-One’s Going Anywhere“ absieht. Auf jeden Fall verdienen Swervedriver spätestens jetzt mal die Anerkennung und Aufmerksamkeit, welche der Band schon seit Jahrzehnten verwehrt blieb. Freunde gepflegten Indie-Rocks also bitte aufgemerkt!

Benjamin Köhler

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Video zu "Mary Winter"
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