Rezension

Suuns

Images Du Futur


Highlights: Music Won’t Save You // Minor Work // Sunspot
Genre: Elektro-Wave // Post-Rock // Industrial // New Wave
Sounds Like: Clinic // The Field // Anika // Errors

VÖ: 08.03.2013

Ja großartig, toll, endlich da: Ein neues Album von Suuns, Band aus Montreal, gute Freunde von The National und dank „Zeroes QC“ aus dem Jahr 2010 aufgestiegen in die Riege der High-Potentials. Die Vorfreude ist groß auf den dunklen, atmosphärischen Klang im Spektrum zwischen minimalistischer Elektronik und spacigen Heavy-Rock- bis Post-Rock-Motiven. Doch Moment, was ist das denn? Track eins des neuen Albums zeigt übertriebenermaßen dargebotenes Säusel-Gejammer, ehe aus dem Nichts unnötige und deplatzierte Bongo-Drums den Song vollends vermiesen. Und – ach du Kacke – auch Track zwei macht die Sache nicht gerade redlich und klingt mit seiner penetrant nervenden Gitarren-Line nach einem alten knautschigen Reifen, aus dem man gerade die Luft rauslässt. Puh, der erste Schock sitzt tief. Dazu mal wieder eine Band, die ihr neues Album „Images Du Futur“ als vertonte Philosophiestunde verstanden haben will und natürlich normative Antworten parat zu haben scheint wie „Music won’t save you…“ Ein Satz, der vor allem nach den ersten beiden Stücken umso glaubwürdiger wirkt.

Es wird unmissverständlich klar, an welchen Symptomen die Platte vor allem zu Beginn leidet. In den drei Jahren seit dem Debüt haben sich die vier Herren von Suuns wohl definitiv zu viele Gedanken darüber gemacht, wie das Zweitwerk nun so werden soll. Auf der einen Seite sollte es einen progressiven Schritt nach vorne bedeuten und möglichst avantgardistisch sein, auf der anderen Seite betont die Band, sie wolle mit diesem Album weiterhin angenehm, zugänglich und vertraut klingen. Eine gewisse Verkrampftheit, Aufgesetztheit ist anzumerken. Trist, traurig und handzahm, so das von Suuns gezeichnete Bild der Zukunft.

Die Wende kommt schließlich etwa zur Mitte des Albums, dann, wenn man sich schon beinahe mit der Grauen-Maus-Musik im Hintergrund abgefunden hat. Plötzlich sind da verschachtelte und komplexe Pop-Sounds und eine Dynamik, die an beispielsweise The Field denken lässt. Vor allem instrument-lastig ist die Musik, der schwebende Gesang stimmig und erhaben und endlich merkt man auch etwas von der musikalischen Qualität und dem Drang zur Perfektion, die in diesem Quartett stecken. Endlich entfalten Gitarren ihre Wirkung und zahlreiche gutgemeinte Ideen und Details wirken stimmig. Monotone Rhythmik und jazzige Elemente bilden ein rohes Grundgerüst für durchdacht und minimiert arrangierte Songs. Als logische Konsequenz bildet das abschließende Stück der Platte auch den absoluten Höhepunkt. Ausgerechnet „Music Won’t Save You“ ist mit benebeltem Gesang, einer kalten Klangkulisse, dem heiteren, oberflächlichen Gelächter im Hintergrund ein zugegebenermaßen großartiger, schwarzer musikalischer Zukunftsentwurf.

Jeder hat seinen eigenen Gott und die Kunst tritt anstelle der Religion. Die Zukunft ist keinesfalls rosig, sondern maschinell. Suuns wagen sich an die großen Themen und die großen Gesten. Ein Album zwischen totalem Murks und großartiger Kunst.

Achim Schlachter

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