Rezension

Sunn O)))

Pyroclasts


Highlights: -
Genre: Drone // Ambient // Metal
Sounds Like: Sannhet // Earth // William Basinski

VÖ: 25.10.2019

Das Recycling überschüssigen Materials ist so eine Sache. Gerade wenn es sich um ein Erfolgsalbum handelt, aus deren Entstehungsprozess die verantwortliche Band im Nachgang jede noch verfügbare B-Seite oder jeden Soundschnippsel der Aufnahmesessions erneut veröffentlicht, haftet dem oft ein säuerlicher Beigeschmack an. Mit den Drone-Veteranen Sunn O))) verhält es sich anders. „Life Metal“ wurde als Album viel zu kontrovers rezensiert, lebte aber von dem unfassbar gewaltigen Klangerlebnis, das die Amerikaner gemeinsam mit Produzenten-Legende Steve Albini kreierten. Insofern müssen Tracks, die auf dem Konzeptalbum „Life Metal“ kein Zuhause fanden, nicht zwangsläufig minderwertig sein. Die technischen Details fasst die Band-eigene PR-Abteilung noch am Besten zusammen:

“Pyroclasts is the result of a daily practice which was regularly performed each morning or evening during the two week Life Metal sessions at Electrical Audio during July 2018, when all of the days musical participants would gather and work through a 12 minute improvised modal drone at the start and or end of the day’s work. The piece performed was timed with a stopwatch and tracked to two inch tape, it was an exercise and a chance to dig into a deep opening or closing of the days session in a deep musical way with all of the participants.”

Die Songs auf „Pyroclasts“ fungierten also quasi als musikalische Katharsis, als Ritual, den Geist auf die anstehenden Aufnahmen auszurichten, und die Rolle als performender Musiker schließlich wieder abzulegen. Die Band aus Seattle will „Pyroclasts“ daher als „meditatives“ Werk und als Ergänzung zu seinem in der ersten Jahreshälfte veröffentlichten „Life Metal“ verstanden wissen.

Von den Zwängen konzeptuell arrangierter Musik befreit, wird auf „Pyroclasts“ ein unverfälschter Blick auf die monumentalen Soundschluchten freigegeben, die die Band und Albini in dem Studio des Produzenten erschufen. Während das Hauptwerk noch Raum bot für Spoken-Word-Gesang und Piano-Einlagen, stellt „Pyroclasts“ einzig und allein die wie in Stein gemeißelten Gitarren und Rückkopplungen zur Schau. Das Licht, mit dem diese musikalischen Monolithen ausgeleuchtet werden, sprich den Grundton, auf dem man improvisierte, tragen die Tracks stets im Titel, wie etwa „Ascension A“, das eine endlose Feedback-Variation in A enthält. Nach dem „Take-It-Or-Leave-It“-Prinzip wird die Bewertung des Ganzen stark davon abhängen, inwiefern man sich auf dieses Experiment einlassen kann. Es erscheint kaum möglich, das Album nur „ein bißchen“ zu mögen. Wenn nach knapp 44 Minuten der letzte Ton verhallt, entlässt die Band einen leicht benommen und mit dröhnenden Ohren, aber irgendwie auch bereit, hinauszugehen in diese Welt, um neue Signale zu empfangen.

Jonatan Biskamp

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