Rezension

Sun Kil Moon

April


Highlights: Lost Verses // Moorestown // Tonight The Sky // Tonight In Bilbao
Genre: Slowcore
Sounds Like: Red House Painters // Sophia // American Music Club

VÖ: 18.04.2008

Mark Kozelek hat eine Ausnahmegenehmigung bei sämtlichen Musikkritikern. Er darf ungestraft auf jedem seiner Alben mehr oder weniger das Gleiche machen. Warum dem so ist, versteht nur, wer sich Mark Kozelek aka Sun Kil Moon aka Red House Painters schon einmal intensiv zu Gemüte geführt hat. Kaum eine Musik berührt mehr, fühlt sich besser in den eigenen innerlichen Zustand ein, ist ein so treuer Begleiter für die einsamen und gedankenverlorenen Stunden.

„April“ ist satte 76 Minuten Seelenmassage. Wer den ultimativen Zufriedenheitsstatus erleben möchte, schlägt zur Abwechslung mal das übliche Prozedere nach dem Lesen einer Rezension (Highlights auf MySpace hören) in den Wind, kauft sich einmal die Platte blind, wartet, bis es dunkel ist, öffnet 'nen guten Roten, setzt die Kopfhörer auf und dann los. Wer sich danach nicht besser fühlt, bekommt das Geld zurück.

Kleiner Scherz, wir verkaufen hier ja keine Wohlfühlkulturen. Dennoch wirkt „April“ wahrscheinlich besser als so manches Werbeprodukt. Etwas Geduld muss man allerdings schon aufbringen. Manch ein Song wie das Eröffnungsstück „Lost Verses“ kann schon mal an der 10-Minuten-Grenze kratzen. Es ist auch nicht so, dass während dieser Zeit viel passieren würde. Kozelek baut jeden Song um ein Eröffnungsriff herum bedächtig auf. Der Melodiebogen wird dann einfach immer wieder durchexerziert und nur hier und da mal wird eine zusätzliche elektrische Gitarre oder ein paar Streicher oder zusätzliche Backing Vocals eingestreut (u.a. Bonnie „Prince“ Billy und Ben Gibbard).

Man muss ihm halt zuhören, dem Kozelek. Wenn er von vergangenen Momenten, Verlusten, Ängsten und Vergessen erzählt. Wenn seine beruhigende Stimme eins wird mit der Musik und diese wohlige Wärme erzeugt, der man sich nur allzu gerne hingibt. Dann gehen nämlich auch die knapp 80 Minuten schneller rum als so manch halb so langes Werk. Und das mit Slowcore. Paradox, aber Mark Kozelek machts möglich.

Benjamin Köhler

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