Rezension

Stornoway

Tales From Terra Firma


Highlights: Farewell Appalachia // (A Belated) Invite To Eternity // The Great Procrastinator
Genre: Folk-Pop
Sounds Like: Guillemots // Villagers // I Am Kloot

VÖ: 08.03.2013

Es heißt ja immer so oft, „nett“ wäre der kleine Bruder von „scheiße“. Aber jetzt mal ohne Scheiß: Stornoway machen einfach total nette Musik. Klar, wer nur das kleine Pop-Juwel „Zorbing“ von ihrem Debüt-Album kennt, hält das wahrscheinlich für eine maßlose Untertreibung. Aber was die jungen Briten bisher sonst so produziert haben, lässt sich mit diesem so ungern gehörten – für Fans wohl gar unerhörten – Wort nun mal am besten beschreiben.

So sind auch die neun Folkpop-Songs auf ihrem neuesten Werk „Tales From Terra Firma“ nicht mehr, aber eben auch nicht weniger als „freundlich und liebenswert, im Wesen angenehm“ und „hübsch und ansprechend“, wie es der Duden so schön formuliert. Selbst wenn der quietschfidele Opener „You Take Me As I Am“ sich als kitschiger Lovesong mit schrecklich abgedroschenen Lyrics entpuppt, kann man sich nämlich ein Grinsen einfach nicht verkneifen, weil’s eben doch irgendwie Charme hat, wie Orgel, Piano und Bläser sich hier wie eine Horde übereifriger Kinder austoben und einen dabei angenehm an das Erstlingswerk von den Guillemots erinnern.

Die schönsten Momente beschert einem „Tales from Terra Firma“ aber stets in den etwas ruhigeren, dezenteren Songs. So weiß das bezaubernde „Farewell Appalachia“ mit subtilen Harmonien, unscheinbar vor sich hin scharrender, klirrender und zirpender Percussion im Hintergrund sowie hypnotischen Hackbrettklängen deutlich besser zu gefallen als beispielsweise „The Bigger Picture“ mit seinem Heile-Welt-Refrain, der mit der Zeit ein wenig an den Nerven zehrt. „Knock Me On The Head“ überzeugt ebenso insbesondere dann, wenn die leicht überladene Orchestrierung einen Gang zurückschaltet und der Fokus auf den Vocals liegt.

„The Great Procrastinator“ wiederum ist eine wundervolle kleine Vaudeville-Nummer mit atmosphärischem Backgroundchor und cleverer Klarinettenklimax, in der sogar ein wenig Selbstironie durchschimmert. „I’m a scientist with too many metaphors“ singt hier nämlich Sänger Brian Briggs und liefert damit zugleich eine wundervoll bildhafte Erklärung dafür, warum seine Musik letztlich „nur“ nett ist und keine großen Begeisterungsstürme auszulösen weiß: Sie hängt mit dem Kopf manchmal einfach zu sehr in den eigens aufgebauschten Wolken.

Paulina Banaszek

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