Rezension

Steven Wilson

Insurgentes


Highlights: Insurgentes // Significant Other // Abandoner // Salvaging
Genre: Progressive-Rock
Sounds Like: Porcupine Tree // Blackfield // Pink Floyd

VÖ: 06.03.2009

Steven Wilson ist ein vielbeschäftigter Mann. Festes Mitglied und meistens kreativer Kopf einer ganzen Hand voll Bands, Gastauftritte auf diversen Alben, dazu noch Produzententätigkeit für Kollegen wie Opeth, Paatos oder gar Robert Fripp. Über 700 Einträge finden sich auf der Komplettdiskografie des Künstlers. Wozu also noch ein Soloalbum herausbringen? Einfach weil man es kann, oder steckt mehr dahinter? Die Frage ist tatsächlich berechtigt, war schließlich Porcupine Tree im knappen ersten Jahrzehnt des Bestehens Steven Wilsons alleiniges Projekt. Erst mit der Zeit kamen andere Mitglieder hinzu, die nach wie vor jedoch nur im Schatten von Wilson stehen. Ob schwerwiegende Verteilungskämpfe um gespielte Gniedelsoli innerhalb der Band oder einfach nur die Finanzkrise, die dieses Jahr schon viele schlimme Reunions verursachte und auch vor Wilson nicht halt macht, diesen dazu zwingt, mal wieder komplette Tantiemen für ein Album einzusammeln, kann nur gemutmaßt werden. Fest steht jedoch eines: „Insurgentes“ existiert und verdient, gehört zu werden.

Wie mag „Insurgentes“ also klingen? Immerhin besteht die 20-prozentige Chance, dieses Album schon einmal von einer Nebenband Wilsons so oder so ähnlich gehört zu haben. Nun, wenn man etwas als Referenz eines der bisherigen Projekte heranziehen mag, dann wohl wirklich die Zeit, in der Porcupine Tree noch ausschließlich aus einer Person bestand. „On The Sunday Of Life“, „The Sky Moves Sideways“, „Signify“, Metanoia als Referenzen - epische flächensoundbesetzte Kompositionen, in Leichtigkeit und Schwere gleichzeitig schwebende Songs – ja, all dies und noch viel mehr bietet „Insurgentes”. Schleppende Drums, markante Gitarrenlinien, einbrechende Bässe und irgendwo tief in alledem die herausragende Stimme Wilsons – es sind Stücke wie „Salvaging“, die Person und Bands des Herren in der Musikwelt bekannt machten.

Tag und Nacht sind gleichermaßen Elemente, mit denen sich „Insurgentes“ befasst. Tagsüber, da bleibt ein elegisches, kaum merkbares „Veneno Para Las Hadas“, balladesk, ein Lied, wie ein Land: Holland. Flach, weit und keinerlei Berge im Weg. Da ist ein „No Twilight Within The Courts Of The Sun“, verspielt, mal mit Ausbrüchen, komischen Stimmen, meistens ruhig. Also in etwa Frankreich. Derartige Assoziationen werden nun aber ein Ende finden, bevor Steven Wilson das hier lesen und auf die Idee kommen sollte, Deutschland zu vertonen. Widmen wir uns also lieber den schönen Dingen des Lebens – Frauen. Bislang in Wilsons Diskografie noch recht selten vertreten, überlässt er es in „Significant Other“ einer dem Rezensenten unbekannten Dame, allein durch Einsatz der Stimme ohne Worte, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Abschließend sei noch auf „Insurgentes“ verwiesen, eine Perle zerbrechlicher Schönheit, wie es einst „Trains“, „Buying New Soul“ oder „Shemoveson“ waren und sind, sparsam inszeniert und mit einem Melodiebogen zum Abgleiten ausgestattet.

Klaus Porst

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