Rezension

Steven Wilson

Hand. Cannot. Erase


Highlights: Hand.Cannot.Erase // Ancestral // Home Invasion
Genre: Progressive Rock
Sounds Like: Porcupine Tree // Pink Floyd // Blackfield // Anathema

VÖ: 27.02.2015

Eine tragische Geschichte hat sich Steven Wilson als Inspiration für sein viertes Soloalbum ausgesucht: die Geschichte einer Frau, die zwei Jahre tot in ihrer Wohnung lag. Aus der Ich-Perspektive der Frau schauen die Texte von „Hand. Cannot. Erase“ dabei auf diesen Fall. Ungeachtet dieser Hintergründe ist dieses Album typische Wilson-Kost – und wiederum auch nicht. Denn in keiem seiner Soloalben bislang hat sich Wilson so stark von seiner Hauptband – Porcupine Tree – abgegrenzt wie mit diesem Werk.

Natürlich ist es wie immer komplexer, vielschichtiger Progressiverock. Noch nie jedoch war ein Album durchweg so ruhig wie eben „Hand. Cannot. Erase“. Man kennt die Balladen, die sich auf jedem Album irgendwo befanden, dass sich jedoch die gitarrenlastigen, harten Parts nahezu komplett unterordnen, ist neu. Umso mehr arbeitet Wilson jedoch daran, Pink Floyd ins 21. Jahrhundert zu tragen. Immer wieder drängt sich der Eindruck auf, es handle sich hier um sein persönliches „Wish You Were Here“. „3 Years Older“ etwa klingt im Spiel der Akustikgitarre sehr nach Gilmour – ohne jedoch kopiert zu wirken, dafür sorgt auch der Abwechslungsreichtum des 10-Minüters. An anderer Stelle wird man im Laufe des Albums („Routine“) auch einen sehr bekannten Frauenschrei hören, der an die Vorbilder erinnert. Der folgende Titeltrack überrascht in mehrerer Hinsicht. Zum einen ist er ob des Themas unerwartet positiv, zum anderen holt sich der sonst sehr eigenbrötlerisch arbeitende Wilson Unterstützung für die Backing Vocals. Während „Routine“ darf Gastsängerin Ninet Tayeb sogar ganze Strophen singen – was allerdings mit etwas viel Pathos aufgeladen ist. Man kennt das auch von der Arbeit mit Anathema.

„Hand.Cannot.Erase“ besteht formal aus elf Stücken mit unterschiedlicher Länge. Es macht jedoch keinen Sinn, sich einzelne Stücke herauszugreifen, da Wilson hier – ganz in der Tradition des Progressiverock – ein Konzeptalbum geschaffen hat, das in einem Guss zu hören ist. Bemerkenswert ist die gute Hörbarkeit der Platte, an keiner Stelle frickelt sie sich fest oder wirkt zu leblos, wofür sicherlich die vielen „warm“ klingenden Balladen nebst der sehr angenehmen Singstimme Wilsons verantwortlich sind. Es ist so das vielleicht eingängigste Werk seiner Solokarriere bislang, welche durch die fast in den Pop gleitenden Ausflüge in größeren Kreisen Zuspruch finden könnte.

Klaus Porst

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