Rezension

Stephen Malkmus & The Jicks
Mirror Traffic
Highlights: Tigers // No One Is (As You Are Be) // Tune Grief
Genre: Lo-Fi // Indie-Rock // Indie-Pop
Sounds Like: Pavement // Beck // Thin Lizzy // Grandaddy
VÖ: 19.08.2011

Ikone der 90er, ein sogenannter Slacker seiner Zeit und darüber hinaus gesegnet mit solch seltsamer Virtuosität: Stephen Malkmus. Wie ergeht es heute einem junggebliebenen Zeitgenossen, der Gold Soundz für die Ewigkeit schrieb?
Als Pavement im vergangenen Jahr für eine Tour wieder zusammenfanden, erstrahlte auf den Bühnen erneut der Glanz einer Ära, aber eines hatte sich grundlegend geändert: Ein in sich gekehrter Malkmus, der noch einmal den Moment verinnerlichte, der nostalgisch daran dachte, wie es früher in kleinen Clubs mit Pavement angefangen hatte, war umgeben von früheren Weggefährten, die nun allesamt ihren eigenen Weg verfolgten. Das Statement der Pavement-Reunion: „Es war schön mit euch, Jungs!“. Damit war die Sache auch für die Fans ok. Musikalisch sowieso.
Folgerichtig macht Malkmus nach der Erkenntnis, dass die Vergangenheit sich nunmal nicht künstlich beatmen lässt („Quarantine The Past“), auch da weiter, wo er zuvor aufgehört hat: bei Soloplatten zusammen mit den Jicks, seinen Jicks. Schließlich hat er nach dem Pavement-Hiatus mit seiner neuen Band einige Musiker um sich versammeln können, die zumindest bezüglich ihrer musikalischen Fähigkeiten dann doch einiges mehr auf dem Kasten haben als die meisten Pavement-Mannen und „Mirror Traffic“ ist gar schon das fünfte Werk dieser Konstellation. Also Pavement und Nostalgie adé, hier sind die Jicks?
Ganz so eindeutig will es Malkmus nicht machen. Wenn mit Beck Hanson ausgerechnet ein ebensolcher Name als Produzent des Albums fungiert, der der vorletzten Dekade ebenso seinen Stempel aufdrückte, spricht das nicht gerade für einen Bruch mit derselben. Zweitens: Die Jicks spielen nicht mehr die Vorlagen für männliche Gitarren-Soli, sondern treten nur noch in einigen wenigen Songs wie beispielsweise „Brain Gallop“ als Mitglieder einer Jam-Session auf. Anders als beim Vorgänger „Real Empty Trash“ werden nicht mehr so sehr Heavy-Riffs angeschlagen, die Jicks spielen eine deutlich entspanntere Rolle. Ausnahmen wie "Senator" bestätigen die Regel, ein Stück über Senatoren, Blowjobs, Korruption und eine vielleicht etwas zu eindimensionale Betrachtungsweise.
Insgesamt ist „Mirror Traffic“ somit vielleicht das Album von Malkmus, welches Pavement-Vergangenheit und Jicks-Tage am besten unter einen Hut bekommt. Ebenso ist es wahrscheinlich das Album, welches am ehesten als so etwas wie lo-fi bezeichnet werden kann – als hätte Malkmus halbwegs seinen Frieden mit den Neunzigern geschlossen.
Beck als Produzent ist an vielen Stellen eindeutig zu identifizieren, obwohl der versucht, sich zurückzunehmen. Sehen wir mal ganz davon ab, dass Malkmus musikalisch nur halb so verspielt wie Beck ist. Obwohl es im einen Fall wie bei „No One Is (As You Are Be)“ wunderbar aufgeht und Songs gelungene Wendungen nehmen, ist dieser Brandmark dem Album eher ein kleines Laster. Ein weiteres sind wohl teils grenzwertig surreale Textpassagen. Bei solch einem Fundus an Melodienreichtum kommt da einfach nicht genug nach, wobei man Erstgenanntes ja gerne wahrnimmt. Ganz ehrlich, da lieben wir den schlacksigen Malkmus schon eher dafür, dass er unsere eigene Trägheit mit schönen Zeilen wie „Sit-ups are so, Bourgoisie“ rechtfertigt oder erhaben in einem Song wie „Forever 28“ ein Mysterium auflöst. Malkmus, die Gemächlichkeit in Person. Wahrscheinlich hat er es schlicht verpennt, mit 27 das Zeitliche zu segnen. Gut so.
Finden
Bye-Bye
Am 5. Januar 2021 haben wir éclat eingestellt. Mehr Infos hierzu gibt es auf unserer Startseite!