Rezension

Spoon

Ga Ga Ga Ga Ga


Highlights: Don't Make Me A Target // The Ghost Of You Lingers // You Got Yr. Cherry Bomb
Genre: Indie-Rock
Sounds Like: The Coral // Moneybrother // Pavement // Cold War Kids // Elvis Costello

VÖ: 06.07.2007

Britt Daniel möchte man sein. Erstens müsste man dann nämlich nur mal eben ein Album "Gimme Fiction" nennen, und ein paar Monate später dürfte man Songs zum Soundtrack eines gewissen Kinofilms namens "Stranger Than Fiction" beisteuern. Zweitens wäre man beinahe ein Rockstar - oder zumindest Sänger und Mastermind des texanischen Indie-Rock-Quartetts Spoon. Drittens würde es bedeuten, musikalisch hochbegabt zu sein. Denn das wird nicht zuletzt auf "Ga Ga Ga Ga Ga" klar.

Anders gesagt, es gibt derzeit eher wenige Bands, die so konstant so gute, jedes Mal auf neue Weise aufregende Alben veröffentlichen. "Girls Can Tell" von 2001 war zum einen das Tor zu einer breiteren Hörerschaft, zum anderen der Hammer, "Kill The Moonlight" ein Jahr später sowieso, und das 2005er "Gimme Fiction", welches helga-rockt.de-Rezensenten zu Ausrufen wie "Give him fiction!" brachte, wurde im schlimmsten Fall unterschätzt. Aus diesem Grund hätte "Ga Ga Ga Ga Ga" durchaus die heißerwarteteste Veröffentlichung des Jahres sein dürfen - und niemand wäre enttäuscht worden.

Denn: Was Spoon hier in zehn Songs beziehungsweise gut 36 Minuten darbieten, ist mehr als schwer in Ordnung. Die leicht angepisste, mürrische Eröffnung "Don't Make Me A Target" hebt sich noch offensichtlich vom Rest des Albums ab. Wenn Britt Daniel von "nuclear dicks with their dialect drawls" singt, ist das einer der wenigen Momente, in denen er wirklich wütend klingt. Insbesondere völlig glückliche Popsongs wie "You Got Yr. Cherry Bomb", das an Moneybrother erinnert, oder das im The-Coral-Sinn soulige "Rhthm And Soul" stehen im starken Kontrast dazu. Etwas schwieriger machen es Spoon den Hörern höchstens mit dem Titel von "My Little Japanese Cigarette Case". Soll heißen, die gesamte Platte ist eigentlich sowas von schlicht und ergreifend poppig, eingängig, hittig und obendrein so verdammt selbstsicher, dass man bei genauerem Nachdenken gar keine adäquaten Referenzen finden kann. Oder will.

Während man noch darüber schmunzelt, dass der Albumtitel tatsächlich den Klang des Klaviers in "The Ghost Of You Lingers" darstellen soll, ist man auch schon beim letzten Song "Black Like Me" angelangt. Ein melancholischer Abschluss mit der ernüchternden, vielleicht ehrlichsten Zeile des Albums: "I'm in need of someone to take care of me tonight." Die wundervollste Nachricht bleibt, dass es auch in der heutigen, doch eher von Enttäuschungen geprägten Musikwelt, die eine oder andere Konstante gibt. Musiker, auf die man sich verlassen kann. Eine Idee, wen ich meine?

Mario Kißler

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