Rezension

Speedy Ortiz

Foil Deer


Highlights: The Graduates // Puffer // Swell Content
Genre: Indierock
Sounds Like: Pixies // Sleater-Kinny // Joanna Gruesome

VÖ: 17.04.2015

So manche Indieband-Sängerin muss für Frauen wie Kim Deal oder Kim Gordon ja beinahe schon einen Schrein errichtet haben: So waren zarte, typisch feminine Vocals in der Musik wohl schon so lange Gang und Gäbe, wie es überhaupt Musik gibt, auch starke, geradezu „Empowerment!“ schreiende Rockröhren gab es schon immer – aber die Rolle der Frau in kratzigen, schrägen, quirky Indiebands zementierten erst die Kims in Sonic Youth und den Pixies so wirklich. Einer der deutlichsten Kandidaten auf der Nutznießerliste: Speedy Ortiz.

Besonders deren Debüt „Major Arcana“ von 2013 hüpfte immer wieder fröhlich pfeifend zwischen lärmend-krachigem Noise und eingängigen Popmelodien hin und her, letzteres nicht zuletzt auch dank Sadie Dupois am Mikrofon. Bevor Speedy Ortiz auf ihrem Zweitling aber dieselbe Schiene probieren, vergeht die Hälfte des Albums – dann purzelt „Swell Content“ aber auch wirklich wie eine Horde tobsüchtiger Gummibärchen über einen her.

Ansonsten schlägt die Band aber, statt oben erwähnten Spagat noch weiter zu öffnen, an vielen Stellen lieber keusch die Beine zusammen: „Foil Deer“ ist verhaltener, baut seine Melodien lieber auf dem Bass als der E-Gitarre auf und schaut dich manchmal lieber brummend an, als beißend auf dich loszugehen. Dafür schenkt es dir aber auch hin und wieder einen katzenhaften Song wie „The Graduates“, der dich mit seinem Refrain erst zart anschnurrt, bevor er dir dann doch noch das Gesicht zerkratzt – und darüber hinaus in Sachen Hitpotenzial fast an die Pixies heranreicht. Da kann in Kims Schrein gerne noch eine Kerze angezündet werden – das Vermächtnis ist auf jeden Fall gesichert.

Jan Martens

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