Rezension

Sophia

There Are No Goodbyes


Highlights: There are no goodbyes // Last Dance (To Sad Eyes) // Obvious
Genre: Shoegaze-Pop
Sounds Like: Death Cab For Cutie // Okkervil River // Jeff Buckley

VÖ: 24.04.2009

Wenn man die Geschichte künstlerischen Schaffens zurückdenkt, wird klar, dass sich die größten Werke aus der Traurigkeit und Melancholie des Schaffenden speisten. Das gilt sowohl für literarische Werke, für Filme, aber eben auch für Musik. Die intelektuellste und gleichzeitig tiefgreifendste und anhaltendste aller menschlichen Emotionen bietet der Kunst die Möglichkeit sich zu entfalten und lässt sich immer wieder von realen Geschehnissen speisen.

Mit seinem Projekt Sophia zeigt Robin Proper-Sheppard nun zum dritten Mal, dass Trauer und Schmerz nicht bloß zur Gefühlsduselei taugen. Nach dem nihilistischen "Technology Won't Save Us" legt er mit "There Are No Goodbyes" ein Konzeptalbum über das Ende einer Beziehung ab. Der Titel alleine scheint weit positiver zu sein als es der des Vorgängers war, doch der Schein trügt. Denn während Proper-Sheppard alle Phasen einer Trennung aufs Genaueste und Emotionalste darzustellen weiß, kommt er zu dem Schluss, dass es nie ein endgültiges "Auf Wiedersehen" gibt. Stück für Stück entfernt man sich von der geliebten Person. Die erste dargestellte Phase ist die des Zwiespalts zwischen der eigenen Trauer und der Sorge um die Verflossene. In "Storm Clouds" kratzt er noch einmal all seine Kräfte zusammen, um die Geliebte aufzumuntern und verspricht ihr, dass alles besser wird, bevor in dem kurzen Intermezzo von "Dreams" alle Traurigkeit der Welt versammelt wird. Kurz vor dem endgültigen "Auf Wiedersehen" wird mit "Obvious" der Phase des Verleugnens ein Song der großen Verleugnung gewidmet. "Isn't It Obvious That To Me We're Still A Perfect 3?" heißt es da und in der Stimme Sheppards wird deutlich, dass diese Einstellung, dieser verblendete Gedanke keine Einbildung ist, sondern ein Gefühl aus dem tiefen Inneren, das in dem Moment, in dem es aufkommt, mehr Wahrheit in sich trägt als alles andere auf der Welt. Das führt zu der ewigen Schlussfolgerung "I love you and that 's got to mean something". Diese Fehleinschätzung dessen, was eine Beziehung ausmacht, ist nicht neu, sondern allgegenwärtig und hier herrvorragend umgesetzt. Ist es denn nicht genug, wenn man immer noch Gefühle für jemanden hat? Die Antwort gibt Sheppard dann nicht direkt, aber wenn der letzte Ton dieses furiosen Shoegaze-Nebels verklungen ist, die Konfusion über das Erfahrene sich gelegt hat, dann weiß man: Es ist nicht genug. Liebe ist ebenso kompliziert wie schön, schwebt in dieser ewigen Balance.

Ebenso wie diese Soundteppiche Sophias, die sich verdichten, sich wieder auflösen und immer wieder Platz machen für die melancholischen Überlegungen Sheppards. Musikalisch hat sich seit "Technology Won't Save Us" nicht viel verändert. Verträumte Shoegaze-Kollagen türmen sich auf und bieten wenig Platz für die große Überraschung.

Der thematische Kreis schließt sich, wenn Sheppard die "Einsicht" hat, dass alles von vornherein nicht hätte funktionieren können. Wahrheit spielt bei dieser tröstenden Erkenntnis keine große Rolle. "I Don't Know How I Ever Thought I Had A Chance With You" heißt es in "Signs" und damit ist die Fahrt auf der Gefühlsachterbahn beendet. Eine Fahrt, die so faszinierend ist, dass man sie gerne nochmal mitmacht.

Andreas Peters

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