Rezension

Sonic Boom

All Things Being Equal


Highlights: Just Imagine // Things Like This (A Little Bit Deeper) // Tawkin Tekno
Genre: Psychedelic // Electro
Sounds Like: Spectrum // Spacemen 3 // Spiritualized

VÖ: 05.06.2020

Pete Kember ist eine Legende. Nicht zuletzt, weil er so schwer zu erfassen ist. Als Gründungsmitglied der Achtziger-Minimal-Psychedelic-Rocker Spacemen 3 – eine der wenigen Bands, die sich bis heute weigert, ihre Musik auf Spotify zu veröffentlichen – schuf er in klassischer Bandbesetzung hypnotische, repetitive Lieder, die viel näher am damals aufkommenden Techno als an traditionellen Songstrukturen waren. Während das andere Kernmitglied Jason Pierce später als Spiritualized den Bombast auslotete und mithilfe von Soul und Gospel die Erleuchtung fand, blieb Kember seinem Minimalismus treu und flog weiter unter dem Radar hindurch. Unter sperrigen Namen wie Sonic Boom, Spectrum oder E.A.R. veröffentlichte er stoisch und unbeeindruckt von modernen Einflüssen seine Auffassung von minimalistischer Psychedelia.

Dreißig Jahre nach dem Debüt greift er nun wieder auf das Pseudonym Sonic Boom zurück und veröffentlicht mit „All Things Being Equal“ sein zweites wirkliches Album für dieses Projekt. Dass „All Things Being Equal“ ein langwieriger Arbeitsprozess war, hört man gleich beim ersten Durchlauf. Hier steht kein Hitsong, sondern das Erkunden von Klangwelten, das Aufeinanderschichten von Soundelementen und das langsame Aufbauen von Stimmungen im Mittelpunkt. Dieses Album, welches zehn Songs über eine Stunde präsentiert, braucht seine Zeit. Doch auch bei Kember haben sich neue Elemente eingeschlichen. So wurde das Album zum großen Teil mit modularen Synthesizern eingespielt und beschwört mit seinem Rückgreifen auf eine archaische und doch wieder verstärkt aufkommende Technik eine retrofuturistische Stimmung. Gleich der Opener „Just Imagine“ ist sowohl gesanglich als auch instrumental bewusst monoton gehalten und zieht den Zuhörer so in seinen Sog. „Things Like This (A Little Bit Deeper)“ erinnert an die elektronischen Ausflüge von Animal Collective, die Kember gleichzeitig als eine ihrer großen Inspirationen nennen. Spoken-Word-Songs wie „Spinning Coins And Wishing On Clovers“ erinnern in ihrer Apathie an die großen Spacemen 3.

„All Things Being Equal“ ist sicher kein leichtes Album, doch wer sich hinsetzt und den langatmigen Klangstrukturen eine Chance gibt, wird viel entdecken. Klar, eine Stunde ohne klassische Hooks stellt für viele eine Herausforderung dar, doch für die wird Pete Kembers Musik eh ungreifbar bleiben. Sonic Boom hat sich seine eigene Nische geschaffen. Und das allein ist eine mehr als beachtliche Leistung.

Yves Weber

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