Rezension

Someone

Orbit II


Highlights: The Deep // Pull It Together // Two Satellites // I Can't Remeber How To Talk To You
Genre: Indiepop
Sounds Like: The New Pornographers // Die Höchste Eisenbahn

VÖ: 19.06.2020

Das Reeperbahn Festival bietet Jahr für Jahr eine Mischung, von kleinen unbekannten Bands bis hinzu großen, etablierten Künstlern jedes Genres. Auch wenn letztere sicherlich hin und wieder reizvoll erscheinen, eigentlich treibt man im September in Hamburg doch lieber durch die kleinen Klubs und lässt sich überraschen. Das tat 2019 Someone. Im kleinen Karatekeller des Molotows spielte Tessa Rose Jackson ein wunderbar tanzbares, verträumtes Popset, ein Szenario, das aktuell absolut surreal erscheint. Die Erinnerungen an diesen Auftritt weckt das frisch erschiene „Orbit ll“, und nicht nur das. Die Platte liefert auch die passende Musik für die warmen, festivalfreien Sommertage, die vor uns liegen.

„Orbit II“ ist kein komplexes Monument, keine Platte mit einem übergeordneten, ernsten Motiv, hin und wieder scheint auch der rote Faden zwischen den Songs verloren zu gehen, was jedoch überhaupt nicht schlimm ist. Die Stärken liegen vielmehr in den einzelnen Songs, die eine Leichtigkeit versprühen und in Zeiten von Pandemie und Kontaktbeschränkungen die dringend benötigte Ablenkung bieten. Musikalisch bewegt man sich hier ein wenig im Fahrwasser von den Cardigans, Die Höchste Eisenbahn und Air, geht aber auch immer wieder andere Wege. Über alltägliche Themen wie schlechten Sex oder Handysucht schwebt dabei trotz hin und wieder nachdenklichen Tönen eine positive Grundstimmung. So auch in dem verträumten „Pull It Together“, in dem sie erzählt, dass es ihr schwer fällt, sich an eine bessere Zeit zu erinnern, das musikalisch mit den ausgeprägten Synths und den Vocals aber direkt an den wunderbar sommerlichen Pop von The Big Moon erinnert. Ähnlich sieht es bei „I Can’t Remember How To Talk To You” aus, das sich um eine unerwiderte Schwärmerei dreht, untermalt von musikalischer Unbeschwertheit à la Die Höchste Eisenbahn, um im Refrain so eingängig und ausbrechend zu werden wie The New Pornographers zu ihren besten Zeiten.

Und so fällt es wirklich schwer, zu den Ohrwürmern der sympathischen Tessa Rose Jackson keine sommerlichen Gefühle zu bekommen. Verständlich, dass der traurigschöne beste Song “Someones“, ein Cover des Daniel-Johnston-Songs „True Love Will Find You In The End“, es somit nicht auf die Platte geschafft hat. Denn hierum geht es auf „Orbit II“ nicht, es geht um tanzbare Synthies, die fesselnde Stimme Jacksons und schlicht und ergreifend schönen Indiepop, der diesen ungewöhnlichen Sommer noch das ein oder andere Mal auf dem Plattenteller landen wird.

Lewis Wellbrock

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