Rezension

Somebody Loves You

We Kill The Flame


Highlights: Covered With Flowers // The Sun As The Great Misgiver
Genre: Singer/Songwriter // Folk
Sounds Like: Tom Waits // Spencer Burton // Leonard Cohen

VÖ: 05.03.2017

"We Kill The Flame", so heißt das neue Werk von Frederik Iven und Christian Mainusch, aka Somebody Loves You. Der Titel der EP ist ein Zitat aus dem letztjährigen Leonard-Cohen-Song "You Want It Darker". Cohen, der ein Genie darin war, Soundtracks für das Leben, die Liebe und den Tod zu schreiben, ist nicht nur in der Titelgebung des Albums eine Inspiration für Somebody Loves You. Obwohl die Band immer noch am Anfang ihres Schaffens steht, wirkt sie schon so erstaunlich weise und düster, dass ihre Songs in mancher Hinsicht auch an Cohen erinnern. Das liegt wahrscheinlich vor allem daran, dass es auch bei den beiden von Somebody Loves You noch stärker als sonst auf der neuen EP um die Themen Tod, Trauer, Verlust und den Umgang mit Angststörungen geht. Und zwar nicht nur im vorwiegend popkulturellen, ästhetischen Rahmen, nein, hier geht es um "wirklich echte, greifbare Trauer", wie Frederik berichtet. Somebody Loves You verarbeiten auf "We Kill The Flame" Verluste von Menschen, die ihnen nahe standen, und damit auch verbunden den Verlust von Liebe. Aber auch den Verlust von Menschen der Öffentlichkeit, die sie im weitesten Sinne inspiriert haben, haben sie durch die Songs aufgearbeitet.

Dieses Mal stehen Frederik und Christian selbst als Akteure im Vordergrund. Der Titel trägt das "Wir" für die Präsenz der beiden und auch auf dem Cover sind sie zu sehen. Das Foto darauf stammt übrigens vom Shooting nach unserem letztjährigen Interview mit der Band. Die Portraits passten der Band gut für ihr Cover, denn sie wollten bewusst die Konzentration auf ihre eigene Person lenken. "We Kill The Flame" ist insgesamt eine mutige und persönliche Sammlung von Songs. In der Herangehensweise wollten sie sich dieses Mal nicht ausschließlich auf Folk berufen, sondern wollten "fetter, poppiger, elektronischer" klingen. Auch die Musik, die sie während des Schaffens gehört haben, unterscheidet sich teils von der, die sie in den letzten Jahren gut fanden und ist in jedem Fall recht divers. Von Bon Iver, hier vor allem den neuen Songs, über The National, Leonard Cohen, Mantar, Christian Kjellvander, Andy Shauf, The New Basement Tapes oder auch "Skeleton Tree" von Nick Cave & The Bad Seeds reichten die Einflüsse.

So unterschiedlich, wie die Inspirationen für die neuen Songs waren, so unterschiedlich klingen sie dann schließlich auch. Teils noch sehr verankert in handgemachter Singer/Songwriter-Tradition, und dadurch nach wie vor organisch wirkend, gleichzeitig aber mit elektronischen Effekten bespickt, an den meisten Stellen überaus melancholisch, oft wütend und traurig zugleich, manchmal aber auch erstaunlich optimistisch klingend. "I'll Laugh And Then I'll Disappear" klingt wie ein Rocksong aus den 80ern mit E-Gitarren, programmierten Drums und röhrendem Gesang. Die "Walking Ghosts Hall", die hier besungen wird, gibt es übrigens wirklich. Die Halle, die eigentlich eine Kunstinstallation ist, durften Somebody Loves You letztes Jahr für einige Stunden während einer Technoparty in Metz erleben. Zum Song "Covered With Flowers" hat Tommy Rülke vom Hole Of Fame in Dresden verholfen, nachdem Somebody Loves You nach einem Konzert dort mit ihm gefeiert hatten und er ihnen auf der Tanzfläche bei Ultravox zurief: "Dancing with tears in my eyes. Das ist mein Leben.". Und so fühlt sich in gewisser Weise auch die Musik von Somebody Loves You an. Irgendwie beklemmend und beglückend zugleich.

Marlena Julia Dorniak

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