Rezension

Sóley

Ask The Deep


Highlights: Devil // Óhljó∂ // Halloween // Follow Me Down // Dreamers
Genre: Pop // Avantgarde
Sounds Like: Soap & Skin // Björk // Seabear

VÖ: 08.05.2015

Sóley Stefánsdóttir ist wahrlich in der Tiefe angekommen. Ihr musikalisches Leben geht diesen Weg kontinuierlich und konsequent, von der Mitgliedschaft bei den wunderbaren, melodischen Seabear über die erste Soloplatte „We Sink“ und verschiedene EPs nun zu „Ask The Deep“. Eigenwillige Kompositionen, düstere, nahezu theatralisch anmutende Klänge – Sóley hat hier ihre ganz eigene Nische gefunden. Sie schreibt den Soundtrack zu düsteren Parallelwelten, dunkle Visionen zum Beispiel über den eigenen Kampf mit dem Teufel („Devil“). Mit „Ask The Deep“ klopft Sóley wahrlich an der Pforte zur Dunkelheit.

Doch dort klopft sie nicht nur textlich an, etwa wenn sie in „Ævintýr“ singt „You Must Face Your Fairytale“. Gerade musikalisch ist Sóley so richtig dort angekommen, wo sie hinzugehören scheint. Sie wirkt auf „Ask The Deep“ unglaublich ausgeglichen und bei sich – was bei diesem Albumtitel und -inhalt durchaus beängstigend wirken kann, ist Sóley doch zum Beispiel gerade erst Mutter geworden. Welche Klangteppiche sie auf Albumlänge aus dunkler, dicker Wolle sehr dicht strickt, ist beeindruckend und noch um einiges besser als auf ihren Vorgängeralben. Wie sie etwa am Anfang von „Óhljó∂“ ein orchestrales Gewitter aus gefühlt verwurschtelten Radiosounds erzeugt, welch einprägsame, tiefe Melodien sie in „Halloween“ daherzaubert, so entstehen dunkle Hymnen, die sich in den Gehörgang einbrennen.

„Ask The Deep“ hat eine Sogwirkung hinab in die Dunkelheit, und wenn der Hörer folgt, dann offenbart Sóley ihm tiefe Einblicke und Emotionen. „Dreamers“ ist der vielleicht stärkste Song, ein offener, an Beach House erinnernder, großartiger Popsong gen Ende der Platte, bevor Sóley im letzten Song hin mit dem Teufel abschließt: „...and do not forget // I never loved you.“ So entlässt sie uns wieder aus der Tiefe und lässt uns durchatmen. Doch sie lässt uns nicht nur durchatmen, weil wir aus der Tiefe zurück sind, sondern auch, weil wir gerade ein großartiges Stück Musik durchlebt haben.

Daniel Waldhuber

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