Rezension

Sin Fang

Spaceland


Highlights: Candyland // Lost Girls // Down
Genre: Elektro-Pop // Space-Folk // Future R´n`B
Sounds Like: Patrick Wolf in space // James Vincent McMorrow auf Elektro // Kelela mit Folk

VÖ: 16.09.2016

Auch mit einer Plastiktüte über dem Kopf kann man sich in andere Sphären befördern. Ob Sauerstoffmangel Sindri Már Sigfússon alias Sin Fang dazu gebracht hat, seine kreativen Denkprozesse zu intensivieren, das möchten wir ihm mal nicht unterstellen, Fakt ist aber, dass sein neues Album „Spaceland“ danach klingt, als sei er mental tatsächlich schwerelos unterwegs gewesen. In diesem „Spaceland“, in dem er sich bewegt hat, hatte Leichtigkeit allerdings leider nur wenig Platz, denn dort waren düstere Gestalten und Angst einflößende Dinge unterwegs. „Ein Großteil der Texte ist entstanden, nachdem ich angefangen hatte, unter diesen Panikattacken zu leiden“, während einer Zeit, als er „das Gefühl hatte, die ganze Zeit über sterben zu müssen“, erzählt Sindri. Die zu hörende Leichtigkeit, die Euphorie, die basslastigen Melodien, diese reichhaltige Instrumentierung, die sind erst im Nachhinein auf diese mit teils tiefschwarzen Gedanken getränkten Texte gestoßen.

Auch „Spaceland“ hat Sindri wieder im Alleingang, dieses Mal am Klavier, komponiert, später selbst aufgenommen und nur mit etwas Hilfe von seinen Freunden Jónsi und Alex produziert. Einige Musikerfreunde aus Island und Norwegen hat Sindri auf seinem aktuellen Album zum Mitwirken eingeladen. Darunter sind der schon genannte Jónsi (Sigur Rós), Sóley, Farao, oder auch Jófríður Ákadóttir alias Jfdr (Pascal Pinon). Letztere gibt dem finalen Track „Down“ eine besonders leichte Note durch ihren unglaublich sphärischen Gesang. Der Schlusstrack befördert den Hörer also nicht, wie der Titel es vorgeben könnte, auf den Boden der Tatsachen zurück, sondern erst recht in höhere Sphären. Der Opener „Candyland“ feat. Jónsi war vorab schon als Single veröffentlicht worden. Die nasale Stimmlage und die explodierenden Melodien passen sehr gut zum leicht verstörenden Musikvideo, das einen kleinen Einblick in das gleichzeitig faszinierende wie beängstigende Konstrukt „Spaceland“ gibt.

Häkelbärte, Blumenbärte, Geäst aus dem Mund, eine Plastiktüte über dem Kopf – die Sin-Fang-Albencover ziert immer wieder Sindri selbst, mit ganz speziellen Portraits, die an das Thema des Albums anlehnen. Dieses Mal die Plastiktüte, die symbolisch für einen Sauerstoffhelm zum Reisen ins Weltall oder die mentale Flucht in andere Welten stehen könnte. Den Folk und die analogen Klänge hatte Sindri zwar bei „Spaceland“ noch im Hinterkopf, der dominierende Sound ist nun allerdings elektronisch, sphärisch, elektrisierend, im Pop und R´n´B schwelgend. Ein Sound, der zeitgemäß und frisch ist, der mit den Grenzen des noch Alternativen spielt, der die Hörer mitnimmt, ins „Spaceland“. Das sollte jede Person mit ihrer eigenen Fantasie füttern. Hoffentlich mit nicht ganz so düsterer, wie es bei Sindri der Fall war.

Marlena Julia Dorniak

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Verstörendes "Candyland"
"Spaceland"-Trailer

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