Rezension

Shearwater

Fellow Travelers


Highlights: Ambiguity // Cheerleader // Tomorrow
Genre: Indie-Rock // Folk-Rock
Sounds Like: Okkervil River // The Antlers // Midlake

VÖ: 29.11.2013

Ein Album voller Cover-Songs ruft bei den meisten Leuten eher ein müdes Lächeln hervor. Dass es allerdings nur ein paar mutige Interpretationen und etwas Chuzpe benötigt, um doch Aufmerksamkeit zu bekommen, hat spätestens Heino mit seinem letzten Album gezeigt. Wenn sich also eine profilierte Band wie Shearwater daran macht, Lieder ihrer Konzertpartner zu covern und sich darunter Namen wie Coldplay oder Sharon Van Etten befinden, sollte das doch Grund genug sein, um dem Album eine Chance zu geben.

Aus der Idee heraus, ein paar Songs neu zu interpretieren, sollte ursprünglich gar kein Album werden, wie Jonathan Meiburg versichert. Ist es dann glücklicherweise aber doch. Das bunte Potpourri, das uns Shearwater hier liefern, mag nicht perfekt sein, vor den Kopf gestoßen sollte sich allerdings keiner der gecoverten Interpreten fühlen, vor allem, da fast jeder der Künstler das Angebot wahrgenommen hat, selbst an dem Album mitzuwirken, unter der Bedingung, dass es kein eigener Song sein darf, an dem man mitarbeitet.

Die Ansammlung an unterschiedlichen Songs wird so zwar durch den düsteren, distanzierten Klang von Shearwater zusammengehalten, bricht aber ein ums andere Mal in verschiedene Richtungen aus. Auf Songs wie „Cheerleader“ wird richtig gerockt, während Songs wie „Mary Is Mary“ die gewohnte Ruhe ausstrahlen. Das Interessante dabei ist, dass es die für Shearwater ungewohnt lauten Songs sind, die besonders positiv auffallen. Besonders „Cheerleader“ muss hier ausdrücklich erwähnt werden, da man diese Direktheit bewundert.

Natürlich verdanken die meisten Songs die Stärke ihrem Original, aber gerade wenn man denkt, dass es für den ganz besonderen Moment nicht reicht, belehrt uns Jonathan Meiburg eines Besseren. Wenn eine Band es schafft, sich einen Song wie „Hurts Like Heaven“ zu eigen zu machen, dann sagt das einiges über die Qualität aus. Die größtenteils instrumentale, aber auch gesangliche Unterstützung der Gäste, gibt dem Album dabei auch ein gewisses klangliches Volumen und hält die Spannung hoch.

Es ist schwer, die Version eines Songs, die man zuerst gehört hat, zu vergessen, und so hat ein Cover-Album immer einen schweren Stand. Wer sich aber fragt, ob dieses Cover-Album seine Berechtigung hat, dem sei klar und deutlich versichert – ja, hat es. Und wenn dieses Album jemanden ein Lächeln abgewinnt, dann sicher nicht aus Müdigkeit.

Arne Lehrke

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Einer der Coversongs des Albums

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