Rezension

Serpentwithfeet

Soil


Highlights: Whisper // Fragrant // Invoice // Bless Ur Heart
Genre: R'n'B // Pop // Songwriter
Sounds Like: Anohni // Björk // Arca // St Vincent // Bon Iver

VÖ: 08.06.2018

Was Josiah Wise aka Serpentwithfeet macht, ist nicht einfach nur Musik und Unterhaltung. Es ist eine Vision einer Welt abseits der gängigen Normen. Die Vision einer queeren Welt, in der jeder Mensch lieben kann, wen und wie er*sie mag. Diese Vision präsentiert er in einer völlig eigenen künstlerischen Ästhetik, einer Art RnB-Klangteppich, mal treibend, mal zurückhaltend, der den Untergrund für Wise’ besondere Stimme bildet. Und das fast ausschließlich, reine Instrumentalteile gibt es eigentlich nicht.

Das Ergebnis ist hier eine Art Barockpop, etwas glatter als auf der vorab zurecht unglaublich gehypten EP „Blisters“ mit „Four Ethers“, einem der beeindruckendsten Stücke Musik der letzten Jahre. Das hier ist etwas massentauglicher, und das ist in Ordnung, denn die Vision soll so viele Menschen wie möglich erreichen und so mainstreamig wie möglich werden. Sind musikalische Nerdnischen doch oft etwas Schönes, so sollte diese Nische hier so groß wie nur möglich werden. Unverkennbar und einzigartig singt, spricht, philosophiert Wise in allen Tonlagen und Rhythmen über queere Liebe, auf eine Art, die es unmöglich macht, nicht mitzufühlen.

Ein dramatisches, nahegehendes Album, auch ein mutiges. Genau wie sein Auftreten: Wise ist queer und schwarz, und somit in den Machtstrukturen unserer Welt gleich zwei Diskriminierungen offen ausgesetzt. Was Wise macht, ist pures Selbst-Empowerment und damit schon einfach nur großartig und wichtig. Eine vermeintlich als männlich gelesene Person, die mit Kuscheltier am Gürtel auf die Bühne kommt, und selbst die Ansagen in dramatischem Singsang intoniert, kurz, eine Person, die sich unabhängig von einer Rolle, in die sie gedrängt wird, offen in ihren Gefühlen zeigt, ist leider alles Andere als die Norm. „Soil“ ist ein Schritt dahin, dass sie es werden könnte. Und damit ein wichtiges Album, vor allem inhaltlich. Fast wie ein fesselnder Vortrag. Musikalisch ist es auch noch spannend. Es ist ein Zugang zu einer queeren Vision der Welt. Er möge sich hoffentlich vielen Menschen öffnen.

Daniel Waldhuber

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