Rezension

Sendai

Geotope


Highlights: Further Vexations // EP2010-4 // Win Trepsit/Brief Delay
Genre: Minimal
Sounds Like: Hauntologists // Peter van Hoesen // Yves de Mey // Alex Under

VÖ: 30.03.2012

Natürlich machen Yves de Mey und Peter van Hoesen als Sendai auf ihrem Album „Geotope“ nichts, was im Rahmen der elektronischen Musik zwischen Techno, Warp und Dubstep nicht schon einmal präsentiert worden wäre. Allerdings sind ihre klanglichen Experimente aus Ambient und klaren Beats, aus komplexen Klanglandschaften und klar strukturierten geraden Linien in ihrer Entschiedenheit und ihrer Schlüssigkeit besonders.

Grundlage des Sendai’schen Entwurfs von Electronica ist im Grunde die Idee des Glitch. Dies wird besonders deutlich in „A Refusal To Celebrate A Statistical Probability“ und gen Mitte der Platte im Albumhighlight „Further Vexations“. Aber auch zuvor und danach stehen sowohl die ambienten Flächen wie auch die Beats auf einem brüchigen, fehlerhaften Fundament aus Störgeräuschen. Selbst die dubsteppige Gewalt von „EP2010-4“ zehrt aus dem Rauschen und Hallen des klingenden, aber prinzipiell unmusikalischen Raums: wobei Van Hoesens Motto eben lautet, dass jeder Klang eine Note ist.

Die experimentelle Intention des Albums verdeutlicht dabei – neben anderen Tracks – nicht zuletzt das Titelstück. In einen großen Hallraum ergießen sich scheinbar chaotisch klare Beatelemente ebenso wie reine Störgeräusche, um als Ganzes dennoch ein nachvollziehbares Stück elektronischer Musik zu ergeben. In ähnlicher Weise eröffnet „Terminal Silver Box“ das Album, bestehend nur aus Feedback und zartem perkussiven Klicken, bevor „Following The Constant“ beatorientiert fast funktional erklingt. Am wenigsten fehlerhaft erklingt „Win Trepsit/Brief Delay“, in dessen träger, ambienter Schönheit man versinken kann. „Emptiness Of Attention“ ist wiederum reine dumpfe Leere, gefüllt allein von rauschendem Pulsieren, bevor dann bombastisches Glockengeläut die Platte ausklingen lässt.

So gelingt „Geotope“ als beeindruckende, als körperlich wie geistig ansprechende Platte elektronischer Musik. Es bleibt zwar dabei, dass De Mey und Van Hoesen hier nicht das Rad neu erfinden – es im Grunde nicht einmal weiterdrehen –, die Qualität der acht Tracks und auch der Platte als Ganzes mindert dies jedoch keineswegs.

Oliver Bothe

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