Rezension

Seefeel

Seefeel


Highlights: Dead Guitars // Fault // Making // Sway
Genre: Krautnoiserock
Sounds Like: M83 // Sonic Youth // Battles // Boards Of Canada // Faust // Kreidler // Autechre

VÖ: 28.01.2011

Rückkopplungen, Klangwände, sich langsam entfaltende musikalische Konstrukte und subtil versteckte Melodien – Mittel, die vom Krautrock der 1970er Jahre über Warp’sche Bleep-and-Clonk-Künstler der 1990er bis zum Neoshoegaze oder Neodreampop der ausgehenden „Naughties“ dieses Jahrhunderts bei vielen Musikern Anklang fanden. Eine der Bands, die heute wie auch vor knapp zwanzig Jahren genau dieses Spektrum nutzen und nutzten, sind Seefeel. Nach knapp 15 Jahren Ruhe und verstärkt um eine neue, vollständig japanische – falls das was zu bedeuten hat – Rhythmussektion, veröffentlichen Mark Clifford und Sarah Peacock dieser Tage ein neues Album. Ehemals erste „Gitarren“-Band des Labels, erscheint auch „Seefeel“ auf Warp.

Zwischen Krautrock und Noise, zwischen latent ambienten Klanglandschaften und bohrend intensiven Klangwänden, zwischen sphärischer Fläche und monoton pochender Rhythmik erschafft die Band hier eine sehr homogene und doch ungemein vielfältige, klingende Landkarte. In dieser musikalischen Geographie geben sich Synthesizer und Gitarren die Hand. Sie werden verwoben zu einem atmosphärischen Klangteppich, in dem beide Klangfarben kaum mehr zu unterscheiden sind. Hören wir dort in „Dead Guitars“ wirklich Saiten oder doch eher Oszillatoren, die da pochen, knarzen und über uns hinweg schweben und auf uns herein brechen? Erzeugt im introvertiert dahingleitenden „Making“ der Synthesizer die Vibrationen oder sind es Gitarren?

Weniger Fragen bei gleichem Wohlgefallen wirft „Rip-run“ auf, in dem die Rhythmussektion monoton vor sich hin stampft, während Sphärengesänge und Gitarren im Hintergrund melodisch, aber nicht songorientiert vor sich hin wabern. Klopfend funktioniert ein Stück wie „Fault“ als Verbindung zwischen progressivem, die Bassmusik erweiterndem Dubstep der Gegenwart und klassischem Shoegaze. Es beeindruckt zudem, wie die Band es schafft, einer hinüber leitenden Miniatur wie „Step Up“ Intensität zu verleihen, dass man wünscht, sie möge noch ewig weitergehen.

„Seefeel“ ist ein sich langsam entfaltendes Album. Jeden Moment erwartet man einen Ausbruch, doch er bleibt in letzter Konsequenz aus. Spannung wird aufgebaut, ohne sich zu entladen. Wo bei anderen Künstlern dann ein schaler Beigeschmack zurückbleibt, ist dies hier erstaunlich belohnend. Dies beruht nicht zuletzt auf der Art und Weise, wie Seefeel Rohes und Rauhes neben sanft harmonische Melodien oder zumindest deren Fetzen stellen und sich beides wie selbstverständlich ergänzt.

Oliver Bothe

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