Rezension

Sam Amidon

Lily-O


Highlights: Blue Mountains // Lily-O // Won't Turn Back // Your Lone Journey
Genre: Folk // Songwriter // Avantgarde
Sounds Like: Nick Drake // Nico Muhly // Elliott Smith

VÖ: 07.11.2014

Sam Amidon möchte es scheinbar einfach nicht. Er möchte keinen größeren Erfolg mit seiner Musik haben, die er immer noch nur als Selbstzweck zu machen scheint – weil er es liebt. „Lily-O“ ist nun schon das vierte sehr gute Album in Folge des lockigen, sympathischen Menschen aus der nordostamerikanischen Provinz Vermont mit der charismatischen Stimme. Das großartige Vorgängeralbum „Bright Sunny South“ voller Schönheiten, eingängig und tiefgängig zugleich, fidelte er auf Tour in unvergleichlicher Schrägheit herunter. Ein freejazziger Schlagzeuger, knarzende Geigentöne und weirde Stories über die Reinkarnation von Jimi Hendrix inklusive. Ohne Weiteres könnte Amidon der nächste Lieblingssongwriter werden, aber viel lieber macht er einfach sein Ding.

Und sein Ding ist, großartige Songwriteralben zu machen, die einen avantgardistischen Anspruch niemals aus den Augen verlieren. Auch auf „Lily-O“ nicht. Die wundervollen Songs wie „Blue Mountains“ hängen stets auf unverwechselbare Art und Weise in loser Struktur im Raum. Hier mischt sich eine Bratsche ein, dort Sams charismatische Stimme. Wie auch die Vorgängeralben funktioniert Amidons Musik auf einer Metaebene – hier die Songs, darüber stets das Gefühl, das seine Musik verbreitet. Das Gefühl, in das er den Hörer einzulullen vermag. Ein wohliges, warmes Gefühl, Grundlage für Inspirationen, heimelige Basis für eigene Gedanken des Hörers. Amidons Musik versteht nach wie vor die Kunst, den Raum, den sie erschafft, nicht vollständig auszufüllen, sondern dem Hörer darin noch Platz zu lassen. Sie definiert sich dadurch, was sie ist, aber gerade auch dadurch, was sie sein lässt. Diesen Weg soll Amidon bitte noch lange weitergehen: den eines der beständigsten konstant großartigen Songwriters unserer Zeit.

Daniel Waldhuber

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