Schon nach den ersten Sekunden der neuen Platte von Saintseneca weiß man: Hier ist man richtig. Schön verzerrt und übersteuert purzeln Saintseneca in „Such Things“ hinein und wecken direkt Assoziationen zu Neutral Milk Hotel oder Hallelujah The Hills. Dazu singt Kopf der Band Zac Little: „I defy the stars above to bash our milky heads in“. Ja, es geht um große Themen auf dem dritten Album der fünfköpfigen Band aus Columbus, Ohio. Eine Frage reiht sich an die nächste, und es sind stets diese schwierigen Fragen, auf die man nie eine richtig gute Antwort finden kann.

Aber keine Sorge – das bedeutet nicht, dass einem „Such Things“ in irgendeiner Weise Arbeit macht, ganz im Gegenteil. Wie viel Zeit man diesem Album schenken will, liegt ganz bei einem selbst. Man kann sich einfach von der Ausgelassenheit der Band anstecken lassen oder sich in Zac Littles Grübeleien verlieren, denn dieses Album funktioniert auf vielen Ebenen sehr gut. Denn obwohl Little sich die meiste Zeit von seinen dunklen Gedanken treiben lässt, behält „Such Things“ doch einen seltsam positiven Grundtonus und eine Energie und Spielfreude, die einem nicht alle Tage begegnet. Vielleicht ist es gerade diese Spannung, die das Drittwerk von Saintseneca so gut macht und in jedem Moment spürbar ist. Doch auch Songs wie das zurückgenommene „How Many Blankets Are In The World?“ haben ihren eigenen Reiz, wenn man das Gefühl hat, dass Little nur für einen selbst singt und ihm wirklich etwas daran liegt, dass man ihm zuhört.

Sicherlich stellt sich immer wieder die Frage nach der Eigenständigkeit von Saintseneca, wenn einem beim Hören ständig neue Referenzen in den Kopf schießen. Aber wenn es sich dabei stets um eigene Lieblingsbands handelt, ist das doch eigentlich auch etwas Gutes, oder? Wenn zum Beispiel „Estuary“ so klingt, als ob sich Jeff Magnum die Gitarre von Modest Mouse ausgeliehen hat, wird daraus etwas Nostalgisch-Schönes. „Such Things“ ist ein bisschen wie eine Zeitreise, aber mit einer angenehm frischen Note, ein unmittelbar wirkendes Album, das dabei aber wohl überlegt und durchdacht ist und sich dabei diesen leicht verschrobenen Grundcharakter bewahrt, der Saintseneca schon von Anfang an interessant gemacht hat.

Kilian Braungart

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