Rezension

Ryan Adams

Prisoner


Highlights: Do You Still Love Me // Doomsday // Haunted House
Genre: Americana // Singer-Songwriter // Rock
Sounds Like: Bruce Springsteen // Neil Young // Tom Petty

VÖ: 17.02.2017

Nachdem Ryan Adams vor zwei Jahren „1889“ von Taylor Swift hörenswert in sein Americana-Folk-Korsett zwängte, nimmt sich seine neueste Veröffentlichung „Prisoner“ wieder der eigenen Gefühlslage Adams' an. Und die steckt nicht zuletzt wegen der Scheidung von seiner Frau knietief im Blues. Der Sound der Platte verortet sich allerdings eher in den verhallten 80er Jahren. Obwohl Gemütslage und Sound eher nach den Garanten für in Selbstmitleid versinkende Schmachtfetzen klingen, dekliniert sich Adams mit gewohnt gutem Songwriting stilsicher durch alle Instanzen des Herzschmerzes.

Den Auftakt macht das auf ein Liebescomeback hoffende „Do You Still Love Me“, welches mit dieser gewohnten Eingängigkeit im Refrain aus den Boxen hallt und der verzerrten E-Gitarre noch den Hall-Effekt vorenthält. „Doomsday“ beginnt anschließend mit einer sehnsüchtigen Mundharmonikamelodie, bevor die Gitarren den Hall in den Song bringen und ein erstes Highlight auf der Platte setzen. „Haunted House“ lässt es anschließend etwas ruhiger angehen und der Westerngitarre den Vortritt, aber nicht ohne am Ende nochmal etwas Drama von einem Keyboard zuzulassen. Im (fast) unverstärkten „Tightrope“ kommt es dann zum gefühlt unausweichlichen Saxofon-Solo, welches dann allerdings zielsicher am Kitsch vorbeispielt und den Song um einen Klischee-Sound der 80er passend bereichert.

Ryan Adams hat erneut bewiesen, dass Trennungsschmerz ihn gute Platten schreiben lässt. Allerdings verfällt Adams hier häufig in bewährte Schreibmuster, was dazu führt, dass diese Veröffentlichung über nur wenige musikalische Überraschungen verfügt. Hier sitzt jeder Sound und jede Note an ihrem Platz und Adams' Herzschmerz mitten drin. Alles wie immer also. Und das bedeutet bei Ryan Adams meist eine gute Platte. „Prisoner“ ist eine von diesen.

Sönke Holsten

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