Rezension

Ryan Adams

Ashes & Fire


Highlights: Ashes&Fire // Save Me // I Love You But I Don't Know What To Say
Genre: Singer-/ Songwriter // Country
Sounds Like: Bright Eyes // Whiskeytown

VÖ: 07.10.2011

„I could destroy galaxies of alternative country wannabees / with a bottle of whiskey”, tönte Ryan Adams anno 2006 während seiner Ausflüge ins hip-hopieske Metier. Nun konnte man sich überlegen, ob Adams seinen Genre-Genossen mit der Whiskeyflasche eins auf die Umme geben, sie unter den Tisch saufen oder ihnen einen metaphorischen Seitenhieb darauf verpassen wollte, dass er selbst das musikalisch begabteste Goldkind des Nu-Country ist.

Derartige Großkotzigkeiten ließ Adams verlauten, als er auf einer seiner unbestritten höchsten Wellen ritt: 2005 trug die Kollaboration zwischen den Cardinals und Adams das erste mal Früchte, „Cold Roses“ wurde released und allseitige Lobhudeleien hielten sich bis „Jacksonville City Nights“. Mit der beinahe tonlos-ruhigen Soloplatte „29“ konnte dann kaum einer was anfangen, aber „Easy Tiger“ (2007) und „Cardinology“ (2008), wiederum mit den Cardinals, wurde mit Beifall empfangen, wenn auch nicht ganz so stürmisch, wie die 2005er Alben.

Nach einer Ohrenerkrankung, einer Heirat und der Loslösung von den Cardinals, nun also das: Ryan Adams veröffentlicht nach sechs Jahren ein weiteres Soloalbum (hierbei sind Heavy-Metal und Hip-Hop-Alben nicht mitgezählt): „Ashes & Fire“.

Im Prinzip knüpft Adams an all das an, was er an Gitarren- und Folklastigem schon immer – in beinahem Fließbandtempo – produzierte: samtig-rotziger Alternative-Countrypop mit gewollt schlacksiger Bei- und Nebenordnung der Instrumente, die aber an den exakten Akzentuierungen erkennen lassen, dass hier kein Amateur am Werk ist. Schick verschnürt, hübsch umwoben, alles aufeinander abgestimmt, aber immer wenigstens so angerostet, dass es nicht ins aalglatte Strebertum abdriften und somit nerven könnte (dann nämlich wären wir bei der letzten Platte von Ron Sexsmith). Auch lyrisch keucht und fleucht es hier, wie immer, vor Liebesschwüren, -kummer, -sehnsucht und sonstigen Ansichten über die Welt aus Sicht eines der „besten Songwriters unserer Generation“.

Und wo sich vom generellen Sound wenig ändert, hat Adams sich mit Ethan Jones (produzierte schon Adams Alben „Heartbreaker“ und „Gold“) und Norah Jones (ihre Stimme ist auch auf „Jacksonville City Nights“ zu hören) auch noch alte Bekannte ins Studio geholt. Diese ändern aber nichts, denn weder kommt „Ashes & Fire“ jemals an die Tiefe der jüngeren Platten Adams' heran, noch ist der neue Langspieler halb so innovativ, wie etwa die 2005er Sachen.

Hört man sich nun „Dirty Rain“, „Do I Wait“, „Kindness“ oder jeden anderen beliebigen Song der Platte an, wird einem auffallen, dass Adams da mal ein bisschen schüchtern, hier mal ein wenig ruhiger als mit den Cardinals agiert, es wird einem auffallen, dass es immer noch einen gewissen Standard gibt, den Adams zweifelsohne halten kann und es wird einem auch auffallen, dass es einem nicht auffallen würde, wenn zwischendrin plötzlich Stücke von „Easy Tiger“ laufen würden. Es klingt einfach, wie schon mal gehört, wie eben alte Bekannte.

Braucht Ryan Adams „Ashes & Fire“, um sich als Solokünstler wieder zu finden? Sucht er nach seinen Whiskeytown-Wurzeln? Oder was sonst soll eine Platte, die Adams scheinbar zwischen Frühstück und Nachmittagstee runterdudeln kann? Vielleicht sollte er sich mal seine, anfangs erwähnte, Whiskeyflasche schnappen, und darüber sinnieren! Bis dahin reihen wir die Songs dieses Werks in unsere Musikbibliotheken ein und hören sie uns, ohne weitere Gemütsregungen, gerne an.

Silvia Silko

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