Rezension

Ry X

Unfurl


Highlights: Untold // Foreign Tides // The Water
Genre: Folk // Singer-Songwriter
Sounds Like: Bon Iver // Chet Faker // Keaton Henson // Burial

VÖ: 15.02.2019

Ry X – seiner Mutter als Ry Cumings geläufig – ist der feuchte Traum jeder perfekten Instagram-Hipster-Blase. Vollbart, Hut, lässiger Hobo-Style. An der Kreuzung zwischen ASOS-Model und Waldschrat steht er also da, der Australier – ehemaliger Surfer, klar – mit seiner Gitarre, Synthesizern und einem Piano und erzählt mit diesem Hauch von einer Stimme vom Leben und seinen emotionalen Verästelungen.

Auf "Unfurl" durchlebt Cumings das Ganze schon zum zweiten Mal auf Albenlänge – rund fünfeinhalb Jahre, nachdem er mit der "Berlin EP" zum ersten Mal zum Vorschein trat. Nachdem er den Support von Maroon 5 geben durfte und durch Sam Smiths Coverversion seines Überhits "Berlin" nochmal zusätzliche Aufmerksamkeit bekam, veröffentlichte er im Jahr 2016 sein Debütalbum und der Zug war schon fast abgefahren. Ry X als Gesamtprojekt wirkte eher wie ein Abziehbild eines längst etablierten Lifestyles westlicher Metropolen, weniger als etwas originär Neues. Doch Cumings wusste inhaltlich zu überzeugen. Und drei Jahre später tritt er den Beweis mit "Unfurl" erneut an.

Der Name ist Programm. Das Album entfaltet sich ganz langsam und legt all seine Ebenen frei. Da ist viel Synthiespielerei, repetitive Pianofiguren, die umwerfende, lyrische Ehrlichkeit eines Elliott Smith, elektronischer Minimalismus à la James Blake, hypnotische Burial-Beats und das Chorale der Fleet Foxes. Abgerundet von diesem hauchzarten Falsett Cumings, um dessen zerbrechlichen Korpus sich das Klangbild wie eine lange, tröstende Umarmung legt.

"Unfurl" ist voller Liebe. Für die Verletzlichkeit, fürs Scheitern, fürs Leben. Doch Ry Cumings geht keine Experimente ein. Er dreht ein paar Stellschrauben und perfektioniert das Etablierte. Viel Neues hört man nicht. Zu zaghaft? Vielleicht. In jedem Fall aber die stückweise Weiterentwicklung eines unverkennbaren Sounds, der nicht nur nicht wehtut, sondern an vielen Stellen zu begeistern weiß.

Andreas Peters

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