Rezension

Rosie Thomas

These Friends Of Mine


Highlights: Say Hello
Genre: Singer // Songrwiter // Kuschel-Pop
Sounds Like: Rose Melberg // Feist

VÖ: 09.03.2007

Eine Frau nimmt eine akustische Gitarre in die Hand und fängt an zu singen. Nicht zwangsläufig erreichen auch die folgenden Sätze den Leser nach dem ersten. Aber andererseits: Beim Klick auf dieses Cover oder den Namen der Künstlerin, bzw. ihres Albums, hätte er wissen müssen, was ihn erwartet - er stelle sich also besser nicht so an. Übrigens, nein, dass ich hier den Leser in der dritten Person anspreche, hat nur entfernt mit latent übersteigertem Realitätsverlust und dezenter Gigantomanie zu tun, sondern ist lediglich Mittel zum Zweck: Wie wirft man sich bitte selbst mitten in die Rezension hinein, die man schreibt? Himmel, jetzt werde ich hier schon poetologisch, aber bloß nicht übel nehmen, denn das ist der Preis, den man nach, und während des Hörens von Thomas' neuem Album, zu zahlen hat. „These Friends Of Mine“ mag zwar fast genauso betitelt sein, wie das Durchbruchsmachwerk eines irren und irgendwie (zurecht?) verschollenen New Yorkers, hat aber mit Frauen, die aus kaum mehr als ihrem Unterleib oder ihrer längst verlorenen Liebe bestehen, nicht viel zu tun. Dass das nicht sonderlich schade ist, sei mal einfach in den Raum gestellt. Aber worum, wenn nun nicht um so etwas, geht es bei Rosie Thomas verdammt noch eins dann? Man ist ja fast versucht, die Kolleginnen zu fragen.

Feist würde wohl ohne Antwort grinsen, Rose Melberg ob so viel geschenkter Aufmerksamkeit zum Tee und somit Hereinkommen einladen, PJ ein Messer ins Auge werfen und danach anspucken, Sophie Zelmani gelangweilt die Tür schließen und Isobell Campbell den amerikanischen Akzent des Fragenden nicht verstehen. Dabei muss man solche Bemühungen gar nicht anstellen. Thomas singt einfach, spielt ein bisschen Gitarre und lässt es ganz ruhig angehen. Hier und da wird sie von ihrem Buddy (ob da was geht?) Sufjan Stevens unterstützt, und dann singt sie wieder alleine. Von Gott und der Welt, sich, Problemen, dem Leben und allem. Dass das hübsch klingt? Streitet keiner ab. Aber ist „hübsch“ ein Argument? Sicher keines für die Kontraseite, aber auch nicht so richtig für das Pro. Im „Kite Song“ gibt es mal wieder noch Klavier hinter die Gitarre und man fühlt sich irgendwie in einer guten Welt. Sollte man sich so eindeutig und klar belügen lassen? Dann setzen auch noch Streicher ein. Man kämpft dagegen an, aber wer will - und kann sich - gegen so viel Wohlbefinden schon wehren? Als ob das überhaupt ginge. Nun, ein bisschen ist solche Musik vielleicht doch notwendig. In den richtigen Momenten. Im Abspann eines Frauenfilms zum Beispiel. Und die Dinge, über die solche Filme erzählen, gibt es im echten Leben ja auch.

So mit Liebeskummer und so. Hier, von wegen Herzschmerz und allem. Auf jeden. Gibt's, ich hab's gesehen, ich kann's bezeugen. Aber ob da die kleine Rosie helfen kann? Alleine wohl kaum, aber im zufällig besten Song (by Sufjan, ein Schelm wer...) ist das schon ganz nett anzuhören, wie die zwei da so singen. Schöne Melodie, nette Strophe. Solche Musik verwenden sensible Gymnasiasten, die plötzlich einen Film drehen, in dem es meistens um einen Jungen und ein Mädchen geht. Aber ist auch im ganzen Rest des Lebens so. Leider hat Rosie Thomas nicht viel mehr zu berichten, denn die heile Welt, die hier aus jedem verfluchten honigverklebten Ton heraus quillt, hat in aufgeklärten Ohren keinen Platz. Aber vielleicht ist diese Einstellung sogar die naivere.

Konstantin Kasakov

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