Rezension

Rhye

Woman


Highlights: The Fall // Last Dance // Shed Some Blood // Major Minor Love
Genre: Pop // Easy Listening // R&B
Sounds Like: Sade // Zero 7 // Air // Hercules & Love Affair

VÖ: 01.03.2013

Der Valentinstag ist zwar schon wieder vorbei, doch der nächste kommt bestimmt und dann läuft möglicherweise „Woman“ im Hintergrund, während ihr mit eurem/eurer Liebsten auf dem Sofa kuschelt und euch leidenschaftlich küsst, bevor… Ok, lassen wir das. Müssen schließlich auch auf die Singles Rücksicht nehmen. Fakt ist aber, dass Rhye mit ihrem Debüt ein unglaublich zärtliches Werk geschaffen haben, das extrem viel Liebe ausstrahlt, dabei gänzlich ohne Klischees auskommt und sich zu keinem Zeitpunkt anbiedert. Ein einziges Wohlgefühl wird da ausgesendet und es ist fast schade, dass Platten so unangenehm hart sind und spitze Ecken haben, denn sonst würde man diese hier fest an sich drücken.

Überraschend kommt das ja nicht, dass „Woman“ ein so wunderbares Pop-Album geworden ist. Bereits Ende des vergangenen Jahres hatten Rhye mit den Singles „Open“ und „The Fall“ (beide sind auch auf dem Album vertreten) nebst zugehörigen Videos auf sich aufmerksam gemacht. Wer ist denn das, der da solch großartige Easy-Listening-Perlen inklusive Sade-Gedächtnis-Vocals hervorzaubert? Lange Zeit war dies nicht ganz klar, bis sich schließlich zwei Männer namens Robin Hannibal und Michael Milosh als Urheber outeten. Deren Existenz als bisherige Indie-Produzenten im Underground sollte allerdings nach dieser Platte ein Ende haben.

Denn was die beiden Vorabsongs verprachen, hält tatsächlich auch das gesamte restliche Album. Zuerst einmal ist das handwerklich absolute Güteklasse, was Rhye uns da auf die Ohren schustern. Besser kann man Popmusik nicht produzieren. Da sitzt alles am richtigen Platz. Nichts ist zu laut, nichts ist zu leise. Die Strophen sind dort, wo sie hingehören und die Refrains ohnehin zum Niederknien. Aber auch musikalisch bekommt man eine Menge geboten. Es sind kleine Nuancen, wie der sachte Uptempo-Beat in „The Fall“ oder der fast schon schüchterne Anflug von Disco in „Hunger“, die jedem Song etwas ganz Besonderes verleihen. Und dennoch wirkt das Gesamtwerk so homogen, wie es nur sein könnte.

Dies liegt vor allen Dingen an dieser Stimme. Diesem Ausnahme-Timbre, das so unglaublich sinnlich klingt, dass man sich ihm nur schwer entziehen kann. Und da ist es auch egal, ob man eher auf männliche oder weibliche Stimmen steht, denn Michael Miloshs Gesang vereint schlicht und ergreifend einfach beides. Es ist ein Genuss, ihm und dieser zauberhaften Musik zuzuhören und auch wenn nach bereits zehn Stücken Schluss ist, bleibt die Wärme, die sie verbreitet haben.

Benjamin Köhler

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