Rezension

Refused

War Music


Highlights: Rev001 // Blood Red // Violent Reaction
Genre: Hardcore // Punk
Sounds Like: The Bronx // At The Drive-In // Converge

VÖ: 18.10.2019

Schon verrückt eigentlich. Wenn man sich überlegt, in welcher Zeit wir leben – Demokratien auf dem Prüfstand, Klimawandel und Rechtsruck – dass es so wenig Gegenwehr aus dem Punk- und Hardcore-Lager gibt. Während sich im HipHop diverse Strömungen an den soziopolitischen Herausforderungen unserer Zeit abarbeiten, vermisst man doch kläglich die wütende hochgereckte Faust des musikalischen Antikapitalismus. Und als man es gerade schon aufgeben will, kommen Refused um die Ecke und nehmen mehr als 20 Jahre nach ihrem Manifest "The Shape Of Punk To Come" das Album auf, das Fans vor vier Jahren bereits von ihnen erwartet haben und das die Welt ein kleines bisschen gebraucht hat.

“War Music” ist eine Kriegserklärung an gegenwärtige gesamtgesellschaftliche Problemszenarien. Der Grundtenor ist antikapitalistisch mit sozialistischen Zügen. Gleich “Rev001” ist ein wütender Protestsong, der in erster Linie die Hörer für die Reise einstimmen soll. Dennis Lyxzén reckt hier zu simplen Parolen die Fäuste weit gen Himmel ("When there’s blood on the streets profits being made / Profits being made on our backs today”). Auf “Blood Red” geht es um Income Equality und Lyxzén ruft auch hier auf zum Klassenkampf: "Time for some militance/ The fight will come down to us and them/ Joined we could represent/ The last gasp of the 1%.”. Das ist alles straight forward und zwingend notwendig im Jahre 2019. Und es ist dann am stärksten, wenn es mitten in die Fresse geht – Wut als stilistisches Mittel. Seine Schwächen hat “War Music”, wenn es versucht, gefällig oder melodisch zu sein ( “I Wanna Watch the World Burn” und “Death In Vännäs”).

“War Music” ist der eigentliche würdige Nachfolger zu “Shape Of Punk…”, der zwar 3-4 Jahre später kommt als erwartet, dafür aber ein umso nachhaltigerer Ruf zu den Waffen ist. Lyxzén und Co. haben keinen Bock mehr auf den Scheiß und machen sehr deutlich, dass das die einzig akzeptable Geisteshaltung dieser Tage ist.

Andreas Peters

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